Wissen fürs Leben

10. März 2025

Wissen fürs Leben

Die Fahrschule Rippl sorgt für frischen Wind auf Rothenburgs Straßen

Bei der Familie Rippl ist, was technische Fachkompetenz angeht, etwas geboten. Seit gut einem Jahr gibt es sie, die Fahrschule Rippl, in der Ansbacherstraße 40 in Rothenburg.

Andreas Rippl ist jahrzehntelang als Maschinenbautechniker in einem Konstruktionsbüro angestellt gewesen. Sohn Timon ist IT-Fachmann von Beruf oder besser gesagt als Softwarentwickler unterwegs gewesen und hat seine Ausbildung durch eine Fahrschullehrerlizenz erweitert. Wie sein Vater Andreas arbeitet auch der Sohn gerne mit Menschen zusammen. In den bisherigen Jobs war das eher unterschwellig der Fall. Timon Rippl hat beispielsweise schon immer gerne Nachhilfe für Schüler aus allen Schulformen gegeben. Mutter Sonja Rippl ist Steuerfachfrau und managt die Büroarbeit. Hier investierte die ausgebildete Bilanzbuchhalterin gleich in eine Steuersoftware für die Fahrschule, um Zeit zu sparen, aber auch um genau und effizient arbeiten zu können. Immerhin ist sie hauptberuflich für 30 Stunden in der Verwaltungsgemeinschaft Rothenburg angestellt.

Aber wie kommt man bei einem Fachkräftemangel (im Maschinenbau- und im IT-Bereich) wie heute dazu, völlig umzudisponieren und eine Fahrschule zu eröffnen?

Ein ganzes Leben nur am Computer zu sitzen, das können sich weder Vater noch Sohn vorstellen. Und ja, die gesamte Fahrschulgeschichte hat sich völlig verändert. Lag die Unfallrate laut Statistik in den 50er Jahren (500 000 angemeldete Fahrzeuge) bei 50 Prozent, so reduzierte sich die Unfallquote im Jahr 2023 bei 60 133 124 Fahrzeugen auf lediglich 4,2 Prozent. „Das ist wohl der technischen Sicherheit und der umfangreichen Fahrschülerausbildung, den Verkehrsregeln sowie der verbesserten Fahrzeugtechnik mit Anschnallgurten und Airbags geschuldet“, vermutet die Familie Rippl. „Ich denke, auch die Regelung mit dem Führerschein ab 17 Jahren und dem dazugehörigen einjährigen begleiteten Fahren hat ebenfalls die Unfallquoten gesenkt“, so Sonja Rippl.

Empathie im Verkehr

Gleichzeitig lag der Ausbildungsfokus in den 50er Jahren eher auf dem technischen Know How. Jeder wusste, wenn der Keilriemen reißt, musste eine Nylonstrumpfhose als Ersatz dienen, um sich mit dem Fahrzeug wieder fortbewegen zu können „Aufgrund der Vielzahl angemeldeter Fahrzeuge, wurde die heutige Führerscheinausbildung auch auf die menschliche Empathie und Rücksichtnahme im Straßenverkehr gerichtet. Hier spielen auch andere angemeldete Fahrzeuge wie Pedelecs (E-Bikes mit Motoren bis zu 25 km/h oder E-Roller) eine Rolle, die insbesondere auf geteilten Gehwegen, aber auch auf Straßen eine gegenseitige Rücksichtnahme erfordern. Warum eine Fahrschule eröffnen? Diese Frage lag für die Familie Rippl auch deshalb nahe, weil die Bundeswehr keine Fahrlehrerausbildung mehr anbietet. Das hat zur Folge, dass es mehr zivile Fahrschulen geben muss.

Bevor die Fahrschulausbildung starten kann, muss der Schüler allerdings erst einmal einen Antrag beim Landratsamt oder in der Verwaltungsgemeinschaft stellen. Die Genehmigung kann bis zu 8 Wochen dauern. Gleichzeitig braucht es einen aktuell durchgeführten Erstehilfekurs und einen Sehtest, um überhaupt am Fahrschulprogramm teilnehmen zu können. Ist die Anmeldung in der Fahrschule Rippl mit allen nötigen Unterlagen erfolgt, kann sich der Fahrschüler eine Lern-App herunterladen, die bei theoretischen Übungen und zum Austausch unter den Schülern hilfreich ist.

Als versiertes Team hat sich die Fahrschule Rippl für ein gesondertes Lernkonzept für den theoretischen Unterricht entschieden, das sogenannte Gecco „Fun Learn“-Konzept. Es beinhaltet spielerische Elemente, bei denen die Schüler (nicht mehr als zehn an der Zahl in einem Kurs) miteinander interagieren. „Bei uns wird kein Vortrag gehalten, wir erarbeiten alles Schritt für Schritt gemeinsam, was für die Prüfung relevant ist. Das gibt es jedoch nicht in vielen Fahrschulen. „Damit sich die Zeit bis zur theoretischen Prüfung nicht unnötig hinzieht, planen wir Kurse in Ferienzeiten, in denen die Schüler innerhalb von zwei Wochen das theoretische Sollprogramm (vierzehn Unterrichtsstunden) bis zur Prüfung absolviert haben“, so Andreas Rippl. Was das Lernkonzept konkret betrifft, so schlägt die Fahrschule Rippl neue Wege ein. Anstatt des herkömmlichen Frontalunterrichts werden gemeinsame Lernmethoden angewendet. Hier erleben die jungen Menschen, wie sie gemeinschaftlich in Team-Arbeit, schnell und effektiv auf die Prüfung vorbereitet werden. Da wäre beispielsweise eine Art Gesellschaftsspiel mit Spielsteinen in Fahrzeugform und Fragekarten: Martin holt seine Freundin ins Kino ab. Auf dem Weg muss er links abbiegen. Worauf muss er achten? Andreas Rippl ergänzt das Spiels mit zusätzlichen Informationen. Eine andere Version ist das Dominospiel mit großen Karten, auf der ein Verkehrsschild wie der „Bahnübergang“ oder das Schild mit der dreiteiligen Barke abgebildet ist. Die Schüler werden angehalten, die dazugehörige Karte mit der richtigen Antwort zu finden. Mit einem speziellen Workbook kann der Lernende erarbeitetes Wissen festigen. „Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Fahrschüler dadurch erfolgreich lernen“, stellt Timon Rippl fest.

Eine besondere Übungsform ist ein kabelloses „Virtual-Reality-Lernsystem (VR)“ (siehe Foto). Fahrschüler können über dieses System Verkehrssituationen mit original in Rothenburg aufgenommenen Bildern realitätsnah sehen, hören und dadurch interaktiv lernen. „Man kann sich die VR-Brille ausleihen, um die Gefahrenerkennung, Blickschulung und Verkehrsbeobachtung zu trainieren“, so Andreas Rippl. Für die praktische Prüfung sind insgesamt zwölf gesetzliche Sonderfahrten verpflichtend. Diese setzen sich zusammen aus fünf Überlandfahrten, vier Autobahnfahrten und drei Nachtfahrten. „Im Bundesdurchschnitt liegt die Zahl der benötigten Fahrstunden jedoch bei rund 40 Stunden“, erklärt Andreas Rippl.

Beim ersten Einstieg ins Auto steht die Bedienung der Fahrzeugtechnik wie Schalttechnik, Kupplung und Bremse oder die Bedienung von Automatikfahrzeugen im Vordergrund. An kreativen Lernmöglichkeiten und gutem Zeitmanagement für zukünftige „Fahrzeugpiloten“ fehlt es in der Fahrschule Rippl nicht. ul

Andreas Rippl (re.) hat mit seinem Sohn Timon einen Fahrlehrer dazubekommen. Foto: ul
Lernen durch virtuelle Bilder, das entspricht den heutigen Lernmethoden. Computergesteuerte Verkehrssituation bereiten auf die Straße vor. Foto: ul

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