Tango im Schloss

2. August 2022

Tango im Schloss

Im Kirchberger Schloss gibt es Tango Argentino-Kurse und Milongas

Es ist Freitagnachmittag. Die Fenster des Rokokosaals von Schloss Kirchberg mit Blick auf den Rosengarten sind weit geöffnet. Schon im Schlosshof hört man leidenschaftliche Tangomusik erklingen. Seit knapp einem Jahr gibt es den Verein „Tango Hohenlohe-Franken e.V.“. „Wir bauen hier richtig was auf“, sagt Andreas Flaig, erster Vorsitzender des Vereins.

Das Tangofieber hat den pensionierten Lehrer vor gut zehn Jahren selbst mit aller Wucht gepackt. Bei der Grande Dame des Tangos, Ute Frühwirth, die im alten Schulhaus von Dünsbach den Flair des argentinischen Tangos aufleben ließ, hat er wie viele die ersten Schritte gelernt. Dann folgten Workshops und viele Übungsstunden. „In Stuttgart kann man jeden Tag auf eine Milonga gehen“, so Flaig. Eine Milonga ist eine offene Tanzveranstaltung für Tangotänzer.

Flaig wohnt in Kirchberg. „In Hohenlohe ist der Tango aber unterrepräsentiert“, so seine Erfahrung. Also lag die Idee nahe, selbst etwas auf die Beine zu stellen. In Schloss Kirchberg hat er perfekte Räumlichkeiten und die nötige Unterstützung gefunden. Mit acht Gründungsmitgliedern hat Flaig im November 2021 den Verein gegründet. Im April 2022 gab es ein großes Gründungsfest mit 200 Gästen. Seitdem wächst die Tangoszene in Kirchberg.

An der Seite von Andreas Flaig ist Lars Rinas, als zweiter Vorsitzender und als zertifizierter Tangolehrer. In Berlin hat er seine Ausbildung gemacht und unterrichtet jeden Freitag neu begeisterte oder schon erfahrene Tangotänzer und -tänzerinnen. Von 17.15 bis 18.30 Uhr gibt es einen Basis-Kurs, von 18.40 bis 19.55 dann den Aufbau-Kurs. Loslegen kann hier jeder und auf Anfrage bietet Rinas auch eine kostenlose Schnupperstunde an.

Innigkeit und Achtsamkeit

In Kirchberg wird der Tango Argentino gepflegt. Das darf nicht mit dem Standard-Tango verwechselt werden. „Der Tango Argentino ist einmalig. Das kann man mit keinem anderen Tanz vergleichen“, so Andreas Flaig. „Im Tango Argentino gibt es weder festgelegte Schrittmuster noch vereinbarte Absprachen mit dem Führenden“, so Lars Rinas. Zuerst lernt man das Gehen, Caminar genannt. „Das ist entscheidend“, erklärt Rinas. In den Kursen bringt er den Teilnehmern mit didaktischem Einfühlungsvermögen die einzelnen Elemente des Tanzes bei, die konzentriert eingeübt werden.

„Es braucht schon etwas, bis man beim Tango ins Tanzen kommt“, so der Tanzlehrer. Die Tanzelemente werden immer wieder neu miteinander kombiniert. Der Tango lebt von der Improvisation zur Musik. Gelingt dies, dann sei es aber einmalig, sind sich die beiden Vereinsvorsitzenden Flaig und Rinas unisono einig. Jeden Freitag ab 20 Uhr schließt sich an die Tanzkurse eine Milonga an, die für alle offen ist. „Kirchberg liegt dafür super“, schwärmt Andreas Flaig. Aus Schwäbisch Hall, Feuchtwangen, Dinkelsbühl, Bad Mergenthein, Würzburg kommen die Tangobegeisterten zum Schloss. Für etwa drei bis vier Stunden zieht mitten in Hohenlohe argentinisches Flair ein. Die teils sehr geübten Tänzer tauchen auf der Tanzfläche in ihre eigene Welt ein.

„Je besser man tanzt, desto dialogischer wird es“, beschreibt Rinas die Kunst des Tangos. „Eine Beziehung für drei Minuten“, nennt Andreas Flaig die innige Versenkung in einen Tanz. Die Paare bewegen sich in völliger Übereinstimmung, im besten Fall geführt von der Musik. Wichtig ist Andreas Flaig und Lars Rinas auch die Achtsamkeit, die die Tangoszene prägt. Der Tango Argentino in Hohenlohe ist eine Marktlücke und Andreas Flaig will das Tangofeuer weiter entfachen. „Wir wollen auch den Nachwuchs animieren“, so sein Anliegen. Geplant sind Aktionen für Schüler und Jugendliche.

Außerdem plant Flaig im August und September Open-Air-Milongas im Schlosshof zu veranstalten, die dann am Sonntagnachmittag um 16 Uhr stattfinden sollen. Auch ein Workshop für Tangobegeisterte mit einem Tanzpaar der Weltklasse ist geplant. „Es ist unser Ziel, die Tangogemeinde rund um Kirchberg zu vergrößern“, so Andreas Flaig.

am

Weitere Infos zu Tanzkursen und Milongas gibt es über die Webseite www.tango-im-schloss.de

Andreas Flaig (links), hier mit seiner Tanzpartnerin bei der Milonga, will mit seinem Engagement die Tangoszene in Hohenlohe ausbauen. Fotos: am

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