Süße Momente
11. November 2024
Süße Momente
Konditormeisterin Theresa Ulm im neuen Geschäft
Einfach nur „Genuss“ heißt die kleine Patisserie in Leutershausen, die zwischen Discountern eröffnet wurde. Ein Traum, den Theresa Ulm (als heutige Konditormeisterin) schon von Kindesbeinen an hatte und der im Jahr 2023 in Erfüllung gehen sollte. Köchin und Konditorin oder LKW-Fahrerin waren ihre ersten Berufswünsche. Das war für Theresa Ulm immer klar. Aber als sie mit 16 Jahren die Schullaufbahn beendet hatte, war sie noch zu jung, um Schwerlastfahrzeuge zu steuern.
Die zielstrebige junge Frau startete nach der Schule gleich durch und begann eine Lehre zur Köchin im Hotel-Restaurant Landwehr-Bräu in Reichelshofen. Um möglichst viel „über den Tellerrand zu schauen“ und reichlich Erfahrungen zu sammeln, ging es gleich weiter in ein Hotel nach Garmisch-Partenkirchen, wo sie für ein Jahr als „Entremétier“, also als Beilagenköchin aktiv war. „Je größer das Haus, desto mehr Zuständigkeitsbereiche wie für Vorspeisen, Hauptgerichte, Beilagen und Desserts gibt es“, erklärt Theresa Ulm.
Aber eigentlich sollte es ja in Richtung Partisserie (Konditorei) gehen. Im „Alpenhof“ in Murnau am Staffelsee, ein damaliges Sternehaus, wurde sie fündig. Ihre Kindheitsträume Konditorin zu werden, waren goldrichtig, wie sich herausstellen sollte. Denn innerhalb eines Jahres wurde sie zur Chef-Pâtissier auserkoren (2007). „Ich wollte meine Fachkompetenz mit Brief und Siegel bestätigt und alle Grundlagenkenntnisse im Fachgebiet Konditorei in der Tasche haben“, so ihre Begründung für die Entscheidung im selben Jahr 2007 eine Ausbildung dahingehend zu beginnen. Und dass, obwohl sie mit ihren damals 22 Jahren bereits den höchsten Level ihres Traumjobs erreicht hatte. Gesagt, getan. Theresa Ulm fand einen Ausbildungsplatz im Füssener Kurcafé, dem ein Hotelbetrieb angeschlossen ist. Es ist ein Traditionshaus mit einer klassischen Konditorei, die Torten wie Schwarzwälder, Sachertorte oder Käsekuchen herstellt. Heute findet man häufig die französisch angehauchten Patisserien mit Törtchen, Trüffeln und bunt gemischten Kuchenkreationen. Aber die Jungkonditorin wollte das klassische Handwerk erlernen. Das Kreative trägt sie in sich und hat genug Ideen, eigenes Feingebäck zu kreieren.
Nach der Ausbildung, blieb sie noch ein halbes Jahr im Küchenbereich des neu eingerichteten Restaurants, in dem sie aushilfsweise in der Backstube agieren durfte, wenn Not am Mann war. Danach folgte ein Zwischenstop in einer Konditorei in Regensburg, um dann eine kleine fünfwöchige Auszeit mit einer peruanischen Freundin in ihr Heimatland zu unternehmen.
Nach einer Übergangszeit in Bremen fand sie in einer Hamburger Patisserie, in der „Stars und Sternchen“ ein und aus gingen, ein ganz individuelles Konditorhandwerk vor, das unter britisch-amerikanischer Leitung geführt wurde. „Ich war jedes Mal begeistert, wenn die Sängerin und Schauspielerin Jasmin Wagner, alias ,Blümchen‘ in den Laden kam“, erinnert sich die Meisterkonditorin. Hier lernte sie bunte Blumenverzierungen, „Carrot-Cakes“ (Karottenkuchen), Schoko-Torte mit Sahne-Honig-Creme und „Brownie-Pies“ (traditionelles Gebäck der US-amerikanischen Küche) zu kreieren. Alles nach eigenen Rezepten des Hauses. Dort erhielt sie den Feinschliff in ihrer Zunft, bis sie sich die Stelle als Chef-Pâtissier im „Waldhaus Reinbek“, einem idyllisch gelegenen Tagungshotel im Grünen vor den Toren Hamburgs, sichern konnte. Hier war Theresa Ulm in ihrem Element. Von Hochzeiten, Buffets, À-la-carte-Restaurant- und Bankett-Küchenmanagement, den laufenden Küchenbetrieb organisieren, die Anleitung von Auszubildenden managen bis hin zu Feinheiten wie das „Zuckerziehen“ (Figuren aus Zuckerwerk) erlernen, all das musste sie unter einen Hut bringen. Management pur könnte man sagen.
Getoppt hat die junge Allrounderin ihre Fachkompetenzen mit dem Meisterabschluss im Jahr 2016, den sie als Klassenbeste absolvierte. „Hier lernte ich Christian Klasen, meinen Mann kennen, der dort als ChefGardemanger (Spezialist für kalte Speisen) in der Küchenbrigade tätig war“, erzählt sie. Die beiden wurden im selben Jahr Eltern. Im Dezember 2016 kam ein kleiner Sohn zur Welt. Die junge Mutter ging zeitweise ins „Waldhaus Reinbek“ zurück bis ihre kleine Tochter im Jahr 2020 das Licht der Welt erblickte.
Der eigenen Konditorei entgegen
Dann kam Corona und die junge Familie, eingesperrt in einer kleinen Wohnung, zog zurück in die Heimat zu den Eltern der Meisterkonditorin. In der Arbeitsvermittlung war eine Konditorin nirgens gefragt. Christian Klasen fand anfangs eine Anstellung auf Burg Colmberg und Theresa Ulm begann mit Auftragsarbeiten von Partisserieprodukten wie Hochzeitstorten und feinen Kuchen für den Rothenburger Lotosgarten nach eigenen Rezepturen.
Im Mai 2023 bot sich die Gelegenheit ihre heutige eigene Konditorei namens „Genuss“ mit Backstube, Verkaufsraum und Café zu eröffnen. Als Mitglied im „HeimatUnternehmen“, einem Treff für regional Selbstständige, kam Theresa Ulm in Kontakt mit der „Kleinen Bastelei“, die ihre selbst verzierte Schokolade kreativ verpackt. Mit den Trocken- und Frischblumen-Arrangements oder Tortensteckern von Nina Wachmeier verziert sie die eigenen Köstlichkeiten. Selbst gemachte Marmeladen, feinste Kekskreationen und noch viel mehr werden hier zu kleinen aber feinen Gastgeschenkideen. „Ich habe mit dem Produkt der regionalen Essig-Manufaktur „Ezzich“ Trüffelspezialitäten gefertigt, die scheinen gut anzukommen“ erzählt sie erfreut.
Apropos Kekse, in ihrer neuen Theke, die ein wenig durch ALE-Förderungen bezuschusst wurde, finden sich Köstlichkeiten wie Cake-
Pops, das sind kleine Kuchen am Stiel und Cookies, handverzierte Plätzchen oder Schoko-Bananen-Kuchen. Alles was die junge Mutter herstellt, stammt aus ihrer eigenen Fantasie. Natürlich aus regionalen Zutaten hergestellt. ul