Rundum Handarbeit
1. August 2023
Rundum Handarbeit
Hobbydrechsler Eduard Nagel
Alles hat seinen Platz in der kleinen Hobbywerkstatt von Eduard Nagel in Gebsattel. In einem Nebenraum befindet sich das Holzlager mit Rohholz und Rohlingen für allerlei Drechselarbeiten.
Er stammt aus einer kleinen Landwirtschaft in Craintal bei Creglingen. Schon als Kind hat er es verstanden, aus heimischem Holz etwas Nützliches zu machen. Bei einem benachbarten Schreiner ließ er das Rohmaterial zuschneiden oder hobeln. Als ausgebildeter Landwirt konnte er nicht wirklich Fuß fassen. Eine Umschulung zum Industriemechaniker wurde zu seiner beruflichen Lebensaufgabe. Das Drechselhandwerk hat sich der Autodidakt in seiner Freizeit Schritt für Schritt selber beigebracht.
„Im Jahr 1980 haben meine Frau und ich in Gebsattel gebaut. Meine Drechselwerkstatt wurde von Anfang an mit eingeplant“, erzählt er. Seither findet er Ruhe bei der Herstellung seiner hölzernen Unikate. „Ein französisches Nudelholz liegt bei weitem besser in der Hand, als die Herkömmlichen ihrer Art“, stellt seine Frau fest. Ob Kaffeelöffel, filigraner Halsschmuck oder eine Strickschale, in der das Knäuel durch eine schneckenförmige Öffnung fein säuberlich abgewickelt wird, Eduard Nagel findet immer neue Ideen, etwas Schönes zu kreieren. Auch Wunschobjekte sind jedes Mal eine willkommene Herausforderung.
Nachweislich ist das Drechseln eines der ältesten Handwerke der Erde. Die erste Drehbank entstand aus dem ersten mechanisierten Gerät der Menschheit, dem Fiedelbohrer. Gedrehte Gegenstände wurden bereits vor mindestens 3500 Jahren gefertigt. Eduard Nagel hat seine eigene Drehbank, eine Fräsmaschine aus dem Jahr 1966 zu einer Drechselmaschine umfunktioniert. Das hohe Gewicht sorgt für Standfestigkeit bei der Arbeit. Mittlerweile hat der 76-Jährige viele Bekannte, die ihm das Hartholz, sei es Obst-, Eichen- oder Eschenholz, anbieten.
Drechseln ist Übungssache
Bei einer Schüssel wird eine runde Form ausgesägt und als Zylinder vor gedrechselt. Dazu bohrt der leidenschaftliche Handwerker mit einem Bohrkopf eine runde Vertiefung in den Boden der Schale, um sie in die Drehbankhalterung einspannen zu können. „Ich habe herausgefunden, dass das Holz anschließend am besten in Packpapier eingewickelt trocknen kann.“, erzählt er. Etwa ein halbes Jahr liegt der Rohling nun im Lagerraum. Danach misst Eduard Nagel den Feuchtigkeitsgehalt mit einem speziellen Messgerät.
Wenn das Holz ca. zehn Prozent Feuchtigkeit misst, ist es bereit zur Verarbeitung. „Man kann auch aus nicht getrocknetem Holz schnell mal eine Schale herstellen, die sich aber durch die Feuchtigkeit verziehen kann“, weiß er aus Erfahrung. Ist der Schalen-Rohling getrocknet, wird er mit der runden Bohrung am Boden in die Spannvorrichtung mit sogenannten Spannbacken befestigt. Mit einem langen Schalenrohr, dem eigentlichen Drechselwerkzeug, erhält das Produkt bei 500 bis zu 1000 Umdrehungen pro Stunde je nach Größe seine Form.
Das Handwerkszeug liegt währenddessen auf einer Messerauflage auf, um es gezielt führen zu können. Ist die gewünschte Form fertiggestellt, wird das gute Stück erst grob, dann mit immer feinerem Schleifpapier (zwischen 80er und 400er Schleifpapier) so bearbeitet, dass sich die Oberfläche sanft und glatt anfühlt. „Am liebsten benutze ich Walnussöl, um das Holz zu veredeln. Alle seine Werke finden großen Anklang im eigenen Haus.
Hat das Werkstück seine praktische Prüfung bestanden, wird es auch schon mal auf dem Bad Windsheimer oder auf dem Gebsattler Weihnachtsmarkt angeboten. Der Erlös seiner mit Liebe zum Detail hergestellten Stücke wird immer einem guten Zweck gespendet. ul