Perspektive Zukunft
1. September 2024
Perspektive Zukunft
Endress Feuerungen: Wärme aus Restholz
Immer wieder standen nach den Wochenenden Altölgebinde vor der kleinen Tankstelle des Inhabers Hans Endress in München. Er rieb sich das Kinn und überlegte wie man das Altöl innovativ nutzen könnte. Das war der Startschuss für die heutige Firma Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH in Burgbernheim.
Keiner wusste damals wohin mit der aus allen Fahrzeugbranchen anfallenden Altlast. Hans Endress war gleich „Feuer und Flamme“. Er zog mit seiner Frau nach Freudenbach (Creglingen) wo er im Jahr 1966 seine Firma „Hansen Metallbau“ gründete.
Ähnlich wie Thomas Alva Edison, der Erfinder der Glühbirne und des „Phonographen“ (1908), mit dem die Wiedergabe menschlicher Stimmen möglich wurde, tüftelte Hans Endress unermüdlich an einer Anlage für Altöl zur Wärmeerzeugung. Prototypen wurden entwickelt und optimiert. Viel Zeit und Geld ging ins Land. Dann endlich konnten erste Werkstattöfen von zehn bis 15 kW ohne jegliche Regeltechnik produziert werden. Das ist übrigens bis heute das Erfolgsrezept der Firma: Entwickeln und Forschen an immer neuen umweltschonenden Technologien. Die Nachfrage nach Altölöfen war enorm. Internationale Speditionen und Fahrzeug-Werkstätten wollten diese neueste Errungenschaft erwerben. Im Jahr 1970 trat Sohn Hans-Dieter Endress in den Betrieb ein. Im selben Jahr zog das kleine Unternehmen nach Vorbach bei Rothenburg.
Vater und Sohn experimentierten stetig in langen grauen Werkstattkitteln. Es rauchte und immer brannte irgendwo ein Feuer in der „Experimentierscheune.“
Das Unternehmen wuchs zehn Jahre lang stetig, bis ins Jahr 1979, als die neue Abgasverordnung das Verbrennen von Altöl untersagte. „Jetzt startete Großvater Hans eine Revolte“, erzählt der Enkel und heutiger Geschäftsführer der Firma Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH Klaus Endress. Kurzum, Hans Endress gründete mit seinen Kunden einen Interessen-Verein. Gemeinsam suchten sie den Markt in den USA und Südamerika zu erschließen. Die Öfen waren gefragt, wurden geliefert, aber nicht bezahlt und landeten letztendlich wieder in der Vorbacher Scheune. Wieder war der Erfindergeist von Hans Endress gefragt.
Er arbeitete parallel immer an den sogenannten „Überlebensprodukten“, zum Beispiel Bauteile für metallverarbeitende Betriebe. Wie durch ein Wunder entwarf der „Metallvirtuose“ verschiedenste Bauteile für Zulieferfirmen, von denen eine der sogenannten „0-Serien“ ins Schwarze getroffen hatte. Die Aufträge flatterten in braunen Umschlägen nur so ins Haus.
„Menschlich war mein Opa einfach spitze“, so Klaus Endress. Freundschaftliche Beziehungen mit christlichen Werten wurden und werden nicht nur zu den Kunden, sondern auch innerbetrieblich gepflegt. Dieser menschlich positive Geist ist wohl die zweite Zutat zum Erfolgsrezept der Firma.
Es musste allerdings ein alternatives Konzept zu den Altölöfen zur Wärmeerzeugung her. Die neue innovative Idee zielte von nun an auf vollautomatische Restholzverbrennungsanlagen ab. Restholz-Feuerungsanlagen dürfen übrigens nur von Produktionsfirmen verwendet werden.
Im Jahr 1984 gelang die Neuentwicklung von vollautomatischen Holzfeuerungsanlagen für Holzspäne, Hackschnitzel und Resthölzer aus der holzverarbeitenden Industrie. Der „Hansen-Stoker“ war geboren. Der Absatzmarkt wuchs weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Im Jahr 1987 war Klaus Endress (Enkel des Gründers) mit am Start. Das Unternehmen expandierte weiter und bezog im Jahr 1998 seinen heutigen Standort in Burgbernheim. Markus Heese (Schwager von Klaus Endress) übernahm im Jahr 1999 als Diplom-Ingenieur für Maschinenbau den Bereich „Technische Weiterentwicklung und Fertigungsoptimierung“.
Forschung und Technik
„Ab jetzt wird es keine Reklamationen mehr geben“, gab Markus Heese zu verstehen. Nicht probieren, sondern konstruieren ist seither die Devise. Stetige Forschung und Weiterentwicklung ging mit dem Wachstum der Firma einher. So laufen zu jeder Zeit Entwicklungsprojekte an technischen Forschungsstätten wie der TU-Erlangen, der Technischen Hochschule Düsseldorf und dem Fraunhofer Institut.
Immer den Kundenwünschen entsprechend wurde das Thema vollautomatische Feuerungsanlage mit Holzmaterialzufuhr, Leistungs- und Verbrennungsregelung laut. Die Leistungsspanne der Öfen stieg von 50 bis 200 kW auf 100 bis 1000 kW mit neun Kesselgrößen. Die Technik wurde um die automatische Kesselreinigung erweitert. Denn kein Unternehmen wollte unnötig Arbeitszeit in die Feuerungsanlagen investieren.
Im Jahr 2010 wurden neue Feinstaubgrenzwerte festgelegt (20 µg/m3 Luft). Bis ins Jahr 2015 konnte das Unternehmen einen wartungsfreien, feuer- und temperaturbeständigen Feinstaubfilter mit einem Spezialgewebe entwickeln, der zu 100 Prozent auf die Technik der Firma abgestimmt ist. Jeder andere Hersteller von Feuerungsanlagen muss die Filtertechnik zukaufen.
Kurze Wege, Kundennähe und Präsenz vor Ort machen das mittelständische Unternehmen mit 36 Mitarbeitern aus. Heute baut die Firma Anlagen für kommunale Nahwärmenetze mit Restholz aus dem eigenen Wald (Burgbernheim), Pelletanlagen wie in der Berufsschule Lichtenfels oder Feuerungsanlagen in Großgärtnereien in den Bereichen Gemüse- und Zierpflanzenbau, um Gewächshäuser zu heizen. Mittlerweile ist die Firma Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH in den USA, China und Vietnam unterwegs.
Die technische Erkennung des Feuchtigkeitsgrades und der Form (Platten oder Späne) des Restholzmaterials wird gerade erforscht. ul