Neuer Glanz in alten Mauern
1. Oktober 2023
Neuer Glanz in alten Mauern
Gastronomie, Hotellerie und Weingut auf Schloss Frankenberg
Jeder Märchenschlaf ist einmal vorbei. So auch der von Schloss Frankenberg. Im Jahr 1225 wurde die Anlage, die einst aus zwei Burgen (Hinterfrankenberg und Vorderfrankenberg) bestand, erstmals schriftlich erwähnt. Über 800 Jahre Geschichte haben dann ihre Spuren hinterlassen.
Die Burg wurde zwar nie eingenommen, aber die wechselnden Burgherrn hatten auch so jede Menge zu tun, um die Anlage mehr oder weniger in Schuss zu halten. Heute existiert nur noch das Schloss und die Vorburg – und auch diese beiden imposanten Gebäude drohten zu verfallen.
Wie im Märchen hat das Schloss auf den erlösenden „Kuss“ gewartet. Dieser kam in Form des European Heritage Projects, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, besondere historische Gebäude zu restaurieren und mit neuer Nutzung der Bevölkerung wieder zugänglich zu machen.
Finanzkräftiger Investor
Hinter dem European Heritage Project steht Prof. Dr. Dr. Peter Löw. Löw ist ein erfolgreicher Unternehmenssanierer. Damit hat er ein beträchtliches Vermögen gemacht und hatte die finanziellen Möglichkeiten, als neuer Schlossherr über 12 Millionen in die Sanierung zu investieren. „Komplett ohne staatliche Zuschüsse, also ohne Steuergelder“, ergänzt Marilena Wittmann, zuständig für das Marketing.
Seit dem Kauf im Jahr 2014 liefen die Arbeiten am und rund um das Schloss und sind (bis auf ein paar Kleinigkeiten) nun abgeschlossen. Das neue Konzept von Schloss Frankenberg ruht auf drei Säulen: Kulinarik, Wein, Übernachtung.
Auf Schloss Frankenberg gibt es zwei gastronomische Betriebe: das Amtshaus mit klassisch fränkischer Küche und das Fine-Dining-Restaurant „Le Frankenberg“ direkt im Schloss. Der kulinarische Leiter für beide ist Steffen Szabo, ehemals Bayerns jüngster Sternekoch. Mit 25 Jahren erkochte er sich in Coburg einen Stern und behielt ihn über drei Jahre. Danach hatte er in Volkach wieder einen Stern über zwei Jahre.
Kreative Spitzenküche
Im „Le Frankenberg“ realisiert der 33-Jährige eine Melange aus französischer und fränkischer Küche. Die Hauptprodukte kommen aus der Heimat, beispielsweise das Wild aus der eigenen Jagd von Schloss Frankenberg. Sein Leitfaden lautet: Gerichte mit Geschichte. Szabo, stets fokussiert und humorvoll auf den Punkt kommend, entlockt seiner Spitzenküche geschmackliche und visuelle Überraschungsmomente. „Der Teller ist wie eine Leinwand“, sagt er.
Am 5. Oktober öffnet das „Le Frankenberg“ nach der Sommerpause wieder (von Donnerstag bis Samstag). Etwa 20 Personen finden in zwei Räumen Platz, darunter das Turmzimmer mit Kamin und holzvertäfelten Nischen. Das Menü beinhaltet acht Gänge, dazu kommen noch die „Grüße“ aus der Küche. Szabo arbeitet mit Fisch, Fleisch, vegetarisch oder auch mit veganen Kreationen. „Die Leistung muss bei 110 Prozent liegen. Darunter geht nichts raus“, so der Spitzenkoch. Seine Highend-Küche ist ein Erlebnis. Das komponiert er ganz bewusst so. „Ähnlich wie im Kino gibt es zum Start Trüffelpopkorn. Das hat sich bewährt“, erklärt er. Das „Le Frankenberg“ ist in der Gourmetszene bereits aufgefallen. Der Weg scheint also der richtige zu sein und Steffen Szabo ist gewappnet für den erneuten Griff nach den Sternen.
Seine Expertise kommt aber nicht nur Haute Cuisine zugute, sondern auch der bodenständigen Küche im Amtshaus. Die rustikal-modern gestalteten Gasträume haben einen einzigartigen Ausblick über die Landschaft.
Auch im Amtshaus legt Szabo Wert auf fundiertes Handwerk. Die Soßen werden alle selbst gekocht, ebenso das Sauerkraut. Regionale Metzger sind die Lieferanten und es gibt beispielsweise zwei verschiedene Bratwürste: die grobe Mittelfränkische und die feine Unterfränkische. „Die Einfahrt zum Schloss liegt nämlich genau zwischen den beiden Regionen“, erklärt der Küchenchef schmunzelnd.
Weine aus Monopollage
Zu gutem Essen passt ein feiner Tropfen – und auf Frankenberg wurde schon immer Wein angebaut. Also gehörte zur neuen Ausrichtung des Schlosses auch der Weinanbau. Kellermeister Maximilian Czeppel hat hier die Fäden in der Hand und schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
Mehrere der renommierten Weinführer Deutschlands (Eichelmann, Vinum- und Falstaff Weinguide) zeichnen das Weingut bereits mit Sternen aus. „Es wird anerkannt, was wir in diesem kurzen Zeitfenster in die Flasche bringen“, so Czeppel, der seit Ende 2019 in Frankenberg tätig ist.
Eine Besonderheit des Weinguts Frankenberg ist der Louisenberg als Monopollage. Vom Restaurant im Amtshaus hat der Gast den direkten Blick auf das Anbaugebiet, das allein von Frankenberg bewirtschaftet und somit auch ohne Fremdeinflüsse gelenkt wird.
Mittlerweile hat das Weingut ein Portfolio von 15 Weinen (alles Weißweine), einem Secco und einem Cuvée, ergänzt von einem champagnerartigen Schaumwein. Aktuell stehen die Weinberge auf 20 Hektar im Ertrag. Zukünftig soll auf bis zu 30 Hektar Wein angebaut werden.
Maximilian Czeppel hat von Anbeginn seiner Arbeit in Frankenberg die Herausforderung gereizt. In einem nächsten Schritt möchte er das Weingut in der fränkischen Weinbauszene etablieren und langfristig auf nationaler Ebene bekannt machen.
Öffentliche Weinprobe
Im Amtshaus sind alle Weine des Weinguts im Ausschank, ergänzt von einem Rotwein, der aus einem European Heritage Projekt in Südafrika stammt. Ab Oktober gibt es monatlich eine Weinprobe inklusive Schlossführung. Die nächste findet am 20. Oktober, um 17 Uhr, statt (Kosten 25€ pro Person. Um Anmeldung wird gebeten).
Die dritte Säule des Konzepts von Schloss Frankenberg, die Hotellerie, öffnet aktuell ihre Türen. Markus Wölflik, erfahrener Hotelmanager und vor Corona als Direktor im Rothenburger Eisenhut tätig, leitet diese Sparte.
Sowohl in der Vorburg als auch im Schloss gibt es Zimmer, die alle individuell und mit Liebe zum Detail gestaltet sind. „Aktuell sind im Schloss elf Zimmer in Verwendung, zwei weitere im Nordost-Turm kommen in Kürze noch dazu“, so Wölflik. In der Vorburg gibt es insgesamt 13 Zimmer.
„Der Gast soll sich bei uns wie ein Schlossherr oder eine Schlossdame fühlen“, erklärt der Hospitality Manager. Die Zimmer und vor allem die Suiten im ersten Geschoss des Schlosses sind die Höhepunkte. Hier hängt die Messlatte ganz hoch.
Handgeschnitzte Himmelbetten, wertvolle Antiquitäten wie Münzschränkchen, Chorstühle oder auch barocke Sitzgruppen sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Das Badezimmer einer Suite ist mit freistehender Badewanne, getrennten Waschbereichen und scheinbar unendlichem Fernblick in einem Turm untergebracht. Gegenüber liegt ein Brautzimmer mit Ankleideraum mit Wandbemalung und Schminkzimmer.
Unvergessliche Momente
Das Konzept Schloss Frankenbergs greift nun nach Fertigstellung (der Wellnessbereich ist aktuell im Entstehen) aller drei Teilbereiche umfassend und bietet vielseitige Möglichkeiten der Nutzung.
In den Sommermonaten sind das Hochzeiten. In der eigenen Kapelle kann die Trauzeremonie stattfinden. Es gibt zwei Höfe, in der Vorburg und im Schloss, für den Sektempfang. In zwei Sälen, die miteinander verbunden sind, ist Platz für gut 90 Personen. Ebenso kann die Bewirtung im Amtshaus oder auf einer der Terrassen stattfinden. In einem Nebenflügel des Schlosses gibt es außerdem eine Vinothek mit Barbereich und angeschlossener Folterkammer. Hier können Tagungen oder private Feste gefeiert werden. „Wir hatten eine Festlichkeit bei der das Buffet in der Folterkammer aufgebaut wurde“, erzählt Markus Wölflik.
In allen Winkeln ist dabei die Handschrift des Schlossherrn zu spüren. Peter Löw ist auf Schloss Frankenberg nicht nur Investor und Eigentümer. „Jedes Detail sucht er selbst aus“, erläutert Marilena Wittmann. Kunstwerke, Gobelins, Vorhänge oder Mobiliar sind handverlesen.
Im Rahmen der neuen Nutzung sind rund 20 festangestellte Arbeitsplätze entstanden. Schloss Frankenberg musste zwar lange auf den „Kuss“ warten. Aber das hat sich gelohnt. am