Landschaftsidyll am Wildbach
1. Juni 2022
Landschaftsidyll am Wildbach
Der Schandtauber-Lehrpfad verbindet Wissen und Natur
Leises Plätschern und Vogelgezwitscher begleiten den Wanderer entlang der „kurzen Tauber“, wie sich der Name „Schandtauber“ im althochdeutschen auch übersetzen lässt.
Entlang des Wildbaches führt seit 1998 einer der idyllischsten wasserwirtschaftlichen Lehrpfade Mittelfrankens (vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach) und informiert über die Erhaltung des Lebensraumes Wasser in und an der Schandtauber. Hier kann man entspannen und gleichzeitig etwas über Gewässerschutz erfahren. Über zwei Kilometer verläuft der Wald- und Wiesenpfad. Der Startpunkt ist an der ersten Infotafel gleich gegenüber des Spitaltors.
Eine gute Parkgelegenheit für Autofahrer ist der Parkplatz P1 am Spitaltor gegenüber. Dort findet der Wanderer das erste Hinweisschild des Lehrpfades.
Ein Rundweg ist der Pfad nicht, denn er endet an der Rothenburger Hammerschmiede. Von dort aus besteht aber die Möglichkeit, über den Höhenrücken zur Tauber und zurück zur Gipsmühle zu wandern. Die Hammerschmiede wurde im 17. Jahrhundert errichtet und 1825 mit drei Wasserrädern und drei Schlaghämmern betrieben. Um die nötige Fallhöhe zum Antrieb der Wasserräder zu erhalten, wurde ein Teil des Wassers durch ein Wehr abgeleitet. Das starke Gefälle der Schandtauber ermöglichte vielfältige Wasserkraftnutzungen. Insgesamt bedienten sich sieben Mühlen der Wasserkraft aus der „kurzen Tauber“. Heute ist keine der Mühlen mehr in Betrieb.
Der im Jahre 1317 als „Schandtauber“ benannte Wildbach entspringt auf der Hohenloher Ebene bei Blaufelden-Gammesfeld aus einer sogenannten Karstquelle (natürliche Stelle, an der Wasser austritt und in unterirdische Höhlen- und Gangsysteme sickert). Während das Flüsschen bis dorthin oberirdisch nur ein kleines Wasserrinnsal ist, tritt sie bei Bettenfeld unterirdisch in einem Höhlensystem aus einer kräftigeren Karstquelle zutage und wir an dieser Stelle zu einem Wildbach. Manche sehen deshalb erst hier den Ursprung der Schandtauber.
Die unterirdische Schandtauberhöhle ist die größte bekannte Muschelkalkhöhle Süddeutschlands und steht seit 1984 unter Naturschutz. Der Fluss selbst ist eine Besonderheit in Franken. Findet man „echte“ Wildbäche doch eigentlich nur im Gebirge.
Tier- und Gewässerschutz
Auf dem Lehrpfad stößt man auf neun Stationen mit informativen Kurzbeschreibungen über Maßnahmen zur Erhaltung des Naturgewässers und seinen Bewohnern. „Man denkt gar nicht, wie viele Fische, Krebse, Köcherfliegenlarven und andere Kleinstlebewesen in der Schandtauber zu finden sind“, erklärt Torsten Busch, Flussleiter des Wasserwirtschaftsamtes. Gute Wasserqualität mit hohem Sauerstoffgehalt und ein kiesiges Flussbett macht die Schandtauber für seine Bewohner zu einem natürlichen Zuhause. Torsten Busch weist auf eine Stelle des Wildbaches, an der eine Furt (Flussübergang) besteht, der aber für Fische unüberwindbar war. Flusswart Günter Daum, der seit 30 Jahren direkt vor Ort für die Schandtauber zuständig ist, verweist auf einen Durchgang für Forellen, den er und seine Mitarbeiter errichtet haben. Sogenannte Querbauwerke im Wildbach mit kleinen Durchgängen wurden errichtet, um die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren und der Bachforelle einen treppenförmigen Aufstieg gegen den Strom zu ermöglichen (schwimmen zum Laichen gegen den Strom).
Ob es sich um angeschwemmte Holzhaufen (Verklausungen) handelt oder alte Furten den Weg für die Wassertiere versperren, die Aufgabe der Wasserhüter ist es, die Durchgängigkeit der Schandtauber stets aufrecht zu erhalten. Dazu gehören auch natürliche Nebenarme des Baches, die für die Durchgängigkeit der Wasserbewohner wieder reaktiviert werden müssen.
Um die Ufer vor Erosion zu schützen, werden sogenannte „Hangkonsulidierungen“ mit Steinquadern mittels Bagger und Steinzange aus dem heimischen Muschelkalk am Flussrand errichtet. Sie werden versetzt, in den Waldhang lehnend, als Mauer aufgebaut. Diese Randbefestigungen bewirken, dass das Bachwasser nicht verschlammt und das Kiesbett der Schandtauber erhalten bleibt, was für die Fischbrut unverzichtbar ist. Auch Bäume entlang des Ufers sorgen mit ihren Wurzel für dauerhaften Erosionsschutz.
Eine geologische Besonderheit am Rande des Gewässers ist der zerklüftete Kalkstein der oberen Muschelkalkschicht, die durch den verfestigten Kalkschlamm eines Flachmeeres, das sich vor ca. 200 Mio. Jahren in dieser Gegend befand, entstand. Der freigelegte Kalkstein ist seitdem der Verwitterung ausgesetzt. Es gibt also viel zu entdecken.
ul