Krippen selber bauen

10. November 2021

Krippen selber bauen

Günter Krauß ist Krippenbaumeister mit ganz eigenen Ideen

Ein hölzerner Schuppen, Ochs und Esel auf Stroh im Hintergrund, im Vordergrund die heilige Familie; das ist eine Krippe, wie man sie zur Weihnachtszeit überall in Kirchen und Häusern des christlichen Abendlandes findet.

Aber wo ist der Ursprung der Darstellung göttlicher Menschwerdung? Die erste schriftliche Beschreibung findet sich in den biblischen Texten der Lukas- und Matthäusevangelien.

Am häufigsten wird jedoch die Verbreitung von Krippenspiel und Krippen mit dem Heiligen Franz von Assisi in Verbindung gebracht. Er soll im Jahre 1223 die Geschichte rund um Christi Geburt im Wald von Greccio in einem Krippenspiel dargestellt haben. Franziskus wollte so der „lese unkundigen“ Bevölkerung die Weihnachtsgeschichte näher bringen. Heute gibt es zahlreiche Krippenvereine und sogar Meisterschulen für den Krippenbau.

Günter Krauß aus Kirnberg ist über die Schreinermeisterschule für Holz und Gestaltung in Garmisch Partenkirchen auf die Idee gekommen, einen Krippenbaukurs vor Ort zu besuchen.

Das war im Jahr 2017 bei einem Tag der offenen Tür. Im Kopf hatte er eine eher unübliche Darstellung der biblischen Geschichte mit fränkischen Details. So integrierte er nach seinem ersten Kurs einen Karpfenteich in das Landschaftsbild und gestaltete Häuser in fränkischer Bauweise. „Es war eine echte Herausforderung“, erzählt Krauß von den Anfängen seiner Krippenbaukünste. Mit allen Schaffenspausen und vielen Waldspaziergängen auf der Suche nach Moos, Ästen und Baumrinde für die Landschaftsgestaltung dauerte es zwei Jahre, bis sein Erstlingswerk fertig war.

Meisterhaft gestalten

Aufgeben wollte der Zimmermann nicht, ganz im Gegenteil. Im Jahr 2018 entschied er sich für die Teilnahme an einem Meisterkurs im Krippenbau in Garmisch Partenkirchen. In vier Kurseinheiten wurde die Gestaltung von Höhlenkrippen im orientalischen und alpenländischen Stil, Hintergrundmaltechniken, Landschaftsgestaltung und Lichttechnik vermittelt.

In der Abschlussarbeit zum Krippenbaumeister musste Krauß erlernte praktische Fähigkeiten vorführen. Theoretisches Wissen über Baustile und Krippenentstehung musste er auch unter Beweis stellen. Wichtig bei aller Kreativität ist die möglichst naturgetreue Gestaltung von Stall, Landschaft und Figuren.

Am Anfang steht immer eine Bleistiftskizze, um sich über den Baustil, die Raumperspektive, die Größe und über die einzelnen Details klar zu werden. Zur Grundausstattung für die einzelnen Arbeitsgänge gehört eine Heißklebepistole, ein Cuttermesser und ein Spachtel für die Farbgrundierung.

Die Frage, wo die Krippe einmal stehen soll, bestimmt den Maßstab, der anhand einer Maßtabelle die Proportionen von Gebäude, Fläche und Figurengröße bestimmt.

Jetzt kann‘s los gehen. Eine Sperrholzplatte bildet die Grundlage. Darauf setzt der „Bauherr“, je nach Plan, eine weitere Holzebene mittels Abstandshölzern, um beispielsweise ein Haus auf eine Anhöhe zu setzen. Felselemente-, Säulen oder Steine werden in so genannten Gipsformen (Modeln) gegossen. Treppen und Gebäudewände werden aus Styropor nachgebildet und anschließend wird alles per Heißklebepistole zu einem Ganzen zusammengefügt.

Viele kleine Schritte

Ist die gestalterische Arbeit beendet, wird das Rohmodell mit einem Krippenmörtel aus Holzleim, Holzschleifstaub und Kreidepulver verputzt. Die anschließende Farbgrundierung besteht aus einem Wasser-, Leim- und Kreidestaubgemisch.

Nach der farblichen Gestaltung (auch Fassen genannt) mit Acrylfarben in Orange bis Braun für den orientalischen und Grau-, Blau- und Brauntönen für den alpenländischen Baustil folgt das Herausarbeiten von Perspektiven durch Schattierungen und Tiefen mit Pigmentfarben. „Zwischen den einzelnen Arbeitsgängen nutze ich oft die Zeit für eine Kreativpause und suche auf Waldspaziergängen Naturmaterialien, um die Botanik rund um die Krippe zu gestalten“, erzählt der 59-Jährige. Eine willkommene Abwechslung für Körper und Seele, wie der kreative Holzfachmann findet.

Für die kleinsten Details hat sich Günter Krauß eigene Lösungen einfallen lassen. Für Boden Unebenheiten in einer Wüsten- oder Alpenlandschaft verwendet er Stücke aus Dämmplatten oder Baumrinde. Die Dachziegel (Dachschindel) schneidet er aus hauchdünnen Holzlatten. Dafür hat sich der Tüftler einen Holzschindelschneider „Marke Eigenbau“ selbst konstruiert. Seit der Coronazeit ist es fast unmöglich, die verschiedenen Exemplare seines Schaffens auszustellen. Im letzten Jahr fand sich eine Möglichkeit im Schaufenster des „Nuschhauses“ in der Oberen Schmiedgasse. In diesem Jahr hofft der künftige Krippenbau-Kursleiter auf eine neue Präsentationsfläche.

Jetzt, wo er den Meisterbrief für den Krippenbau in der Tasche hat, freut sich der kreative Franke darauf, auch anderen Menschen seine erworbenen Fähigkeiten in eigenen Kursen weiterzugeben. Das kommt natürlich auf die aktuellen Coronaregeln an. „Ein bisschen handwerkliches Geschick sollte man allerdings mitbringen, wenn man sich für den Krippenbau entscheidet,“ so Krauß.

Drei bis vier Teilnehmer dürfen es pro Kurs sein.„Ich stelle mir etwa drei oder vier Wochenenden in meiner heimischen Werkstatt in Kirnberg vor“, so seine Überlegungen. Krauß rechnet mit einem Zeitaufwand von 35 bis 40 Stunden, je nach Größe und Detailreichtum des geplanten Objekts. In Stein gemeißelt ist allerdings noch gar nichts. Günter Krauß freut sich aber auch über eine Möglichkeit zum Fachsimpeln mit anderen „Krippenbauexperten“ und gibt für Kursinteressenten gerne seine Handynummer weiter: 0151-700 826 60. ul

Günter Krauß aus Kirnberg hat seine heimische Werkstatt für den Krippenbau umgestaltet. Auch Hintergrundmalerei gehört zu seiner Leidenschaft. Foto: ul
Der orientalische und der alpenländische Baustil dominieren in der Krippenbautechnik. Gestalterisch sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Foto: ul

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