Gutes Händchen

1. Oktober 2024

Gutes Händchen

Sonja Horeth: Friseurmeisterin aus Leidenschaft

„Kannst du nicht einmal ein anderes Praktikum machen, als immer nur bei einem Friseur?“, wurde Sonja Horeth während ihrer Schulzeit immer wieder von ihrer Mutter gefragt. Für die heutige Friseurmeisterin gab es nie etwas anderes. Ihre Kreativität wollte sie dazu einsetzen, um ihren Kunden eine typgerechte und perfekte Frisur zu kreieren. Es ist ein bisschen wie bei einem Architekten. Er braucht die Gabe, das Objekt schon vor der Fertigstellung vor Augen zu haben. Den richtigen Blick dafür hat eben nicht jeder. Sonja Horeth erkannte ihre Fähigkeit schon sehr früh und setzte alles daran, eine kompetente Friseurmeisterin zu werden.

Die gerade einmal 34 Jahre alte dreifache Mutter besitzt nun ihr eigenes Studio in Nordenberg/Windelsbach, wo sie mit Mann und Kindern zu Hause ist. Mit von der Partie ist Junghund Pino, der mit seinen acht Monaten zum Inventar des Friseursalons gehört. Die Kreativität hatte die junge Mutter jedoch ihrem Ausbildungsbetrieb in Leutershausen zu verdanken.

„Ich durfte während meiner insgesamt elfjährigen Tätigkeit, inklusive Ausbildung, immer wieder wertvolle Fortbildungen besuchen“, sagt Sonja Horeth. Allerdings konnte sie ihren eigenen Stil nicht frei verwirklichen. Als Friseurmeisterin hätte sie in Leutershausen keine Anstellung gefunden. Sie träumte schon immer von einem eigenen Salon. Vor etwa 15 Jahren lernte sie ihren Mann aus Nordenberg/Windelsbach kennen. Sie bauten ein Haus neben dem der Schwiegereltern.

Gearbeitet hat sie fortan in Schillingsfürst bis die Kinder zur Welt kamen (heute sechs, fünf und zwei Jahre alt). Im Jahr 2022 kam das jüngste zur Welt. „Mein Mann ermutigte mich ein Jahr später, mir doch endlich meinen Traum zur Friseurmeisterin zu erfüllen“, sagt sie. In Erfurt fand sie einen zehnwöchigen Meisterkurs, der ihr ermöglichte, das Lernen, die Praxis und Familie unter einen Hut zu bringen. Ihr Mann nahm sich entsprechend Urlaub. Mit einer Durchschnittsnote von 1,6 absolvierte Sonja Horeth den Meisterkurs und der eigene Friseur-Salon wurde zur selben Zeit im ehemaligen Carport eingerichtet.

Mit viel Zeit, Ruhe und Bedacht übt die Meisterin ihrer Zunft das Friseurhandwerk aus. Es gibt nur zwei Friseurstühle im Salon. „Das ist Absicht, denn bei mir gibt es keine Fließbandarbeit, wie ich es in meiner langjährigen Praxis oft erlebt habe“, betont sie. Beispielsweise wird während der Einwirkzeit der Haarfarbe nicht noch ganz schnell nebenbei ein Kurzhaarschnitt durchgeführt. Der zweite Stuhl hält die Option offen, eine weitere Friseurin anzustellen. „Schön wäre jemand, der seinen eigenen Stil mitbringt und andere Spezialgebiete als ich favorisiert“, träumt die Haarkünstlerin. Aber das ist Zukunftsmusik.

Aus der Erfahrung heraus hat sich die Handwerksmeisterin die besten Shampoos und Pflegeprodukte für den Salon zusammengestellt. Da kann sich der Kunde sicher sein. Dann geht es ans Eingemachte. Das Geheimrezept, ob Stammkunde oder nicht, ist erst einmal ein Gespräch. Was soll mit der Frisur betont werden, soll Farbe verwendet werden und welche Tönungen oder Ähnliches hat das Haar schon erhalten. Oder wie viel Zeit ist der Kunde für die Haarpflege und das Styling bereit zu investieren?

„Ich lese gerne zwischen den Zeilen“, erzählt Sonja Horeth weiter. Oft soll lockiges Haar besser „springen“. Dafür hat die Meisterin ihres Fachs ein Spezialmesser parat. Ihre Leidenschaft gehört allerdings dem Blondieren. Das ist neben Hochsteckfrisuren eine der Königsdisziplinen, die gekonnt sein wollen. Dazu braucht es viel Erfahrung, die das Wissen um die richtige Kombination von bestehenden Farben, der Naturhaarfarbe und der Haarstruktur mit dem Blondiermittel voraussetzt. „Den Rest kreiere ich“, sagt sie.

Oft kommen Frauen mit misslungenen Färbungen zu ihr. Das ist ihre liebste Herausforderung und ein Glücksgefühl zugleich, wenn sie es schafft, den „Schaden“ zu beheben. Was momentan im Trend liegt, sind weiche Übergänge beim Blondieren oder Färben. Auch das sogenannte „Faceframing“, bei dem hellere Farbkonturen das Gesicht umrahmen, sind gefragt. „Färbungen halten bei mir ein dreiviertel Jahr“, sagt Sonja Horeth lächelnd.

Das Rezept dafür kennt nur sie allein. Auch die Hochsteckfrisuren, beispielsweise für eine Brautfrisur, hält bei Sonja Horeth zwei Tage lang. Wichtig dabei sind hochwertige Haarnadeln. Das Wissen um die Technik hat sie bei einer Kollegin im Ausbildungsbetrieb gelernt. „Heute scheint es selten zu sein, das klassische Hochsteckfrisuren gekonnt gemacht werden“, spricht sie aus Erfahrung.

Auch für den schönsten Tag im Leben einer Braut investiert Sonja Horeth viel Zeit mit einem intensiven Gespräch. Sollen es Naturblumen im Haar sein, wird ein Schleier getragen oder soll es eine halb hochgesteckte Frisur werden? „Dabei gilt es zu berücksichtigen, ob das Brautauto ein Cabrio sein wird“, gibt die erfahrene Friseurin zu bedenken. Dann sollte die Haarpracht auf jeden Fall „hieb und stichfest“ bleiben. Tatsache ist, dass einige Stammkunden ihrer Friseurin Sonja Horeth folgen, wo immer sie arbeitet. Aber jetzt ist sie beruflich und privat zu Hause angekommen.

„Ein Besuch in meinem Haarsalon soll wie ein Wellnessprogramm mit Panoramablick bei einer Tasse Kaffee sein“, wünscht sie sich für ihre Kunden. Gerne würde die Haarkünstlerin ihre wertvollen Erfahrungen an leidenschaftliche Auszubildende, wie sie es einmal war, weitergeben. ul

Die Friseurmeisterin Sonja Horeth hat ein modernes Haarstudio direkt am Wohnhaus in Nordenberg/Windelsbach. Hund Pino ist immer dabei. Fotos: ul
Hochmodern und ländlich gelegen ist der Salon von Sonja Horeth. Der Blick aus dem Panoramafenster fällt auf Wiesen, Wald und Felder.

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