Ganz Bayern aus der Vogelperspektive

1. Juli 2022

Ganz Bayern aus der Vogelperspektive

Die interaktive Dauerausstellung des Bayerischen Landesluftbildzentrums in Neustadt a.d. Aisch

„Das ist unsere Dunkelkammer“, begrüßt Silvia Pertschi die Besucher. Sie ist die Leiterin des Bayerischen Landesluftbildzentrums in Neustadt a.d. Aisch, das an das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung angegliedert ist. Eigentlich eine vermeintlich trockene Angelegenheit – könnte man denken. Vor knapp einem Jahr wurde die Dauerausstellung des Landesluftbildzentrums eröffnet und sie ist alles andere als langweilig und trocken. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Menschen mit Heißluftballon oder dem Zeppelin Luftaufnahmen von der Erde gemacht. Die Welt aus der Vogelperspektive zu entdecken, hat nicht nur einen besonderen Reiz, sondern ist beispielsweise für die Städteplanung, den Katastrophenschutz oder die Gewässerkunde eine wichtige Informations- und Datenquelle.

Das Bayerische Landesluftbildzentrum hat nun mit der Dauerausstellung ein interaktives Informationsportal geschaffen, das in dieser Form einzigartig ist und frei zugänglich für Besucher.Das Besucherzentrum konzentriert sich auf zwei Räume, die Dunkelkammer und das Lichtlabor. Der runde Nukleus steht im Zentrum der Dunkelkammer. An seiner Außenseite ist Passau und der Donauverlauf im Detail zu erkennen. Im Inneren des Rondells sind Luftbilder sowohl von den Anfängen zu sehen, die damals noch mit Kameras aufgenommen wurden, die Brieftauben umgehängt waren, als auch von modernsten Color-Infrarot-Befliegungen (CIR). Anhand von neun Thementischen, teilweise mit interaktiven Bildschirmen, wird die Entstehung und Entwicklung der Luftfotografie erklärt und vertieft.

„Jeder Besucher erhält am Eingang einen Medienguide“, sagt Silvia Pertschi. Das ist ein digitales Tablett, das interessante Infos bereit hält. An mehreren Exponaten sind Nummern angebracht. Gibt man z.B. die Nummer von Passau (am Nukleus) an, wo Donau, Inn und Ilz zusammentreffen, wird die große Überschwemmung aus dem Jahr 2013 simuliert. Außerdem kann man historische Karten über das aktuelle Luftbild legen oder einen Stadtplan aufrufen. „Es sind auch drei Interviews mit einem Archäologen, Fotografen und Kampfmitteltrainer auf dem Tablett abspielbar“, so Pertschi.

Die ältesten Luftbildaufnahmen im Bayerischen Landesluftbildzentrum stammen aus den 1920er-Jahren. Die historischen Luftbilder liefern wertvolle Hinweise. Silvia Pertschi ruft auf einem der Bildschirme das Areal des Münchner Flughafens Riem auf. Mit Überblendung sieht man den einstigen Flughafen, Bombeneinschläge im Zweiten Weltkrieg und die Veränderung hin zur Messestadt und zum Wohngebiet. Die Besucher können aus einer Vielfalt von Beispielen auswählen.

Das seit 1975 existierende Bayerische Landesluftbildarchiv hat momentan 1 455 500 Luftbildaufnahmen von Bayern, davon sind 909 098 analoge Bilder, die nach und nach digitalisiert werden. Das Archiv zählt zu den größten Luftbildarchiven Deutschlands. Seit 1987 wird Bayern systematisch beflogen. „Jedes Jahr kommen etwa 65 000 digitale Aufnahmen dazu“, so die Leiterin.

Im zweiten Raum, dem Lichtlabor, kann das Wissen weiter vertieft werden. In einzelnen Kisten sind Schwerpunkte wie Farbfilter, Baumkronen, der Limes oder Zeitenwende thematisch aufbereitet. „Viele Besucher nutzen das“, ist die Erfahrung von Silvia Pertschi. An einem separaten Thementisch im Lichtlabor können Interessierte Luftbilder von ihrem Wunschort auswählen – auch aus vergangenen Jahren. Diese sind dann gegen einen überschaubaren Betrag bei den Mitarbeitern des Luftbildzentrums auch käuflich erwerbbar.

Das Bayerische Landesluftbildzentrum (Bamberger Str. 48, Neustadt a.d. A.) hat von Dienstag bis Freitag und am 1. Samstag im Monat immer von 10 bis 17 Uhr (und nach Vereinbarung) geöffnet. Gruppenbesuche und Führungen sind möglich. Der Eintritt ist frei.

am

In der Dunkelkammer mit dem runden Nukleus und seiner riesigen Luftbildkarte von Passau und der Donau startet die Ausstellung über die Entwicklung und Verwendung von Luftbildern. Fotos: am
Jeder Besucher erhält einen Medienguide mit interaktiven Informationen.

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