Etwas Bewegen

Ralf Neugschwender wählt seine Worte ruhig und bedacht, aber mit einer klaren Botschaft. „Man kann die Welt nicht gänzlich verändern, aber sehr wohl an den Stellschrauben drehen“, so seine Einschätzung.

Seit einem Jahr ist er Vorsitzender des geschäftsführenden Vorstands des Verbands Deutscher Realschullehrer (VDR). Er ist die Stimme der gesamtdeutschen Realschullehrer. „Das ist spannend und ich kann etwas bewegen“, zwei seiner Beweggründe für den Job, die ihm am Herzen liegen.

Ralf Neugschwender stammt aus Neusitz. Mittlerweile lebt er im Allgäu, besucht seine Mutter aber regelmäßig. Nach dem Abitur hat er ganz klassisch Lehramt für Realschule (Deutsch, Geschichte, Sozialkunde) studiert und parallel dazu seinen Magister in Germanistik und Volkswirtschaftslehre gemacht. „Ich wollte immer schon neue Dinge erfahren“, sagt er. Er war stets politisch interessiert und hat zu Studienzeiten Praktika im Bundestag und in einem Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in Wien gemacht.

Von 2005 bis 2010 kam dann die ganz klassische Laufbahn eines Realschullehrers mit Referendariat und pädagogischem Einsatz. „Das Unterrichten hat mir schon Spaß gemacht“, erzählt er.

Ralf Neugschwender lebte zu der Zeit in Augsburg und war Mitglied der FDP, bei der er heute Vorsitzender des Kreisverbands Augsburg Stadt ist. Die FDP war damals in der bayerischen Landesregierung und eine Stelle als Referent für Bildung und Sport am Münchner Landtag war ausgeschrieben. „Ich habe mich da ganz klassisch beworben“, so Neugschwender. Bis 2018 war er dann am bayerischen Landtag beschäftigt. Danach übernahm er die Position des Geschäftsführers des bayerischen Realschullehrerverbands. Das ist bis heute sein „Brotjob“, denn der Bundesvorsitz im VDR ist ein Ehrenamt, das er parallel dazu ausübt.

Da sein Vorgänger als Bildungsstaatssekretär nach Sachsen-Anhalt wechselte, wurde Neugschwender von mehreren Landesverbänden gefragt, ober er nicht den Vorsitz im VDR übernehmen würde. „Ich habe dann ein paar Nächte darüber geschlafen“, erzählt er. Er stellte sich zur Wahl – erfolgreich.

„Kein Arbeitstag gleicht dem anderen“, erzählt er. Zur Arbeit im Bundesverband mit Büro in München kommen Termine des VDR wie beispielsweise Vorstandssitzungen in Hamburg, Netzwerktreffen in Berlin oder Messen wie die Didacta Bildungsmesse in Köln. „Ich arbeite daher viel im Zug“, so Neugschwender.

Der VDR vertritt auf Bundesebene die Interessen der Realschullehrkräfte. Zu den Aufgaben von Ralf Neugschwender gehört es, sich mit den anderen Landesverbänden auszutauschen, Themen zu generieren und den gemeinsamen Konsens auf der Basis verabschiedeter Papiere in der Kultusministerkonferenz zweimal im Jahr darzulegen. Kommunikation in jegliche Richtung sei daher sehr wichtig, so sein Credo.

Thematische Schwerpunkte sieht er aktuell in der Digitalisierung. In einer Zeit, in der diese sehr schnell fortschreitet, müssen alle Schüler auf eine digital vernetzte Welt vorbereitet werden. „Und darauf muss eine Schule reagieren können“, so der VDR-Chef. Social-Media-Unterrichtsstunden für Schüler sind ebenso eine Forderung wie die Stärkung der Selbstregulierungskompetenzen bei Schülern.

Ein anderes bedeutendes Thema ist die Demokratiebildung. Wie erreiche ich junge Menschen, sei die Kernfrage. Mehr direkte Demokratieerfahrung ist das Ziel. Außerschulische Lernorte wie eine Fahrt zum Landtag oder der Besuch von Gedenkstätten „machen mehr Eindruck, als nur darüber zu lesen“, ist sich Neugschwender sicher.

Wichtig sei es, die Themen immer wieder in der Kultusministerkonferenz anzusprechen. Seine Erfahrung im Landtag ist ihm hilfreich. „Politik ist schnelllebig. Daher muss man beharrlich sein und immer wieder nachhaken, wenn ein Problem noch nicht gelöst ist“, weiß Neugschwender, „Nur so bewegt sich etwas.“ am