Eine neue Ära bricht an

1. Mai 2023

Eine neue Ära bricht an

Das legendäre Hotel Eisenhut macht sich wieder auf, die Welt zu erobern

Wenn ein Hotel Glück haben kann, dann trifft das auf den „Eisenhut“ zu. Man könnte sogar von riesigem Glück sprechen. In den 1920er- bis 1970er-Jahren war das Hotel Eisenhut legendär. Wer Rang und Namen hatte, stieg hier ab: Kaiser, Prinzen, Politiker, Künstler, die internationale Prominenz. Danach nahm die Strahlkraft langsam ab und das Hotel hatte neue Besitzer. Im Laufe von Corona stand dann eine Insolvenz an.

„Wir haben aus einer Fachzeitschrift davon erfahren“, erzählt Christian von Oven. Die Hotellerie liegt den von Ovens seit Generationen im Blut. Der Urgroßvater der beiden Brüder Andreas und Christian von Oven startete einst am Timmendorfer Strand mit dem Hotel Seeschlösschen die Tradition. Die Brüder von Oven haben sich dann vor einigen Jahren entschlossen, ihr eigenes Imperium aus besonderen Kostbarkeiten aufzubauen.

Unter der Marke „Coast Collection“ betreiben sie drei Golfclubs an der Ostsee, vier Restaurants, eine Bar, haben einige Appartements zu vermieten und führen vor allem fünf Hotels. Drei an der Lübecker Bucht, eines in München und nun das Hotel Eisenhut in Rothenburg. Etwa 670 Kilometer und mindestens sechs Stunden Fahrtzeit sind es vom „Head Office“ am Timmendorfer Strand bis zum Eisenhut. Christian oder Andreas von Oven sind regelmäßig ein bis zwei Nächte vor Ort. Es drängt sich die Frage auf, warum musste es gerade der so weit entfernte „Eisenhut“ sein? „Wir waren schon als Kinder im Hotel Eisenhut“, erzählt Christian von Oven mit einem Lächeln auf den Lippen, „Wir haben als Kinder keine Museen angeschaut, sondern Hotels“.

Eine familiäre Bindung

Seine Mutter hatte einst die Hotelfachschule in Bad Gastein besucht und absolvierte ihre Praxiszeit im Hotel Eisenhut. Damals führten Paula und Hans J. Pirner, Urenkel des Gründers Georg Andreas Eisenhut, das Hotel. Der Eisenhut galt als das beste Hotel in Bayern. Für Christian von Oven ist er eine Hotellegende. Daher hat er auch in seinen Flitterwochen in Rothenburg gestoppt. „Ich wollte meiner Frau das Hotel Eisenhut zeigen“, erzählt er.

Als das Hotel dann zum Verkauf stand, hat es die Brüder gereizt, den alten Glanz in neuer Strahlkraft wieder zum Leben zu erwecken. Das Vergnügen haben sie sich einen mittleren siebenstelligen Betrag kosten lassen. „Die Maßnahmen waren so gigantisch“, erzählt Christian von Oven. Kurz vor der Übernahme entstand nämlich ein Wasserschaden im Haupthaus, der sich durch das komplette Gebäude zog. Von Oven hat alles dokumentiert. Zimmer ohne Böden, aufgerissene Wände, historische Balken mit Wasserschaden, Pfützen in den Räumen und der Eingangshalle. Etwa ein Jahr dauerten die Sanierungsarbeiten, im Zuge derer nicht nur 25 von den 75 Zimmern komplett renoviert wurden, sondern auch Empfang, Bar, Restaurants, Wintergarten, Tagungssaal oder Biergarten eine neue Konzeption bekamen.

Unterstützung hatten die beiden Brüder von der Innenarchitektin Julia Rulez. Das Interieur schlägt gekonnt eine Brücke zwischen Tradition und Moderne. Die bereits renovierten, teils sehr geräumigen Zimmer prägt ein geradliniger Stil in warmen Tönen, ergänzt von moderner, stimmiger Dekoration. Im Agnes-Stüberl, benannt nach der Großmutter der Oven-Brüder, verbindet sich die Tradition des Hauses auf geschmackvolle Art mit zeitgenössischem Design. Das Agnes-Stüberl ist als Restaurant nicht nur für Hotelgäste, sondern auch für Rothenburger oder Besucher der Stadt geöffnet. Im Rittersaal erwartet die Hotelgäste das Frühstück und hier zeigt sich das historische Erbe des Eisenhuts von seiner beeindruckendsten Seite. Das Hotel besteht aus vier Patrizierhäusern des 15. und 16. Jahrhunderts. In einer überdachten Galerie treffen hier die schmuckvollen Fassaden aufeinander.

Große Tradition hat im Eisenhut die einstige Bar, heute Weinwirtschaft genannt. Der historische Kamin und ein Tisch voller Reminiszenzen berühmter Persönlichkeiten prägen noch immer das Ambiente. Dazu gekommen sind moderne Loungemöbel und Kunstwerke. Von hier geht es über den Wintergarten, der in frischen Farben erstrahlt, hinaus auf die Panoramaterrasse und den Biergarten. Alles ist schick in Szene gesetzt. Die Möbel bringen modernes Flair in die traditionsreichen Räume. Das Arrangement ist handverlesen. „Alle Gemälde und Kunstwerke haben wir von einem Kunstsachverständigen bewerten lassen“, erzählt Christian von Oven. Vieles davon findet sich mit feinem Stil dekoriert im Hotel Eisenhut wieder – kombiniert mit modernen Objekten.

Die beiden Oven Brüder und ihre Innenarchitektin waren kurz vor Eröffnung zu dritt auf Dekoshoppingtour. Bis unter das Dach haben sie das Familienauto von Christian von Oven, Vater von drei Töchtern, mit schönen Dingen vollgepackt. „Wir sind schon ‚hands on‘“, drückt es von Oven aus. Bedeutet: Die beiden neuen Eigentümer des Eisenhuts packen mit an.

Gemeinsam einzigartig

Auch wenn „Coast Collection“ ein Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern ist, ist Individualität für die von Ovens eine der Grundvoraussetzungen für den Erfolg. Jedes ihrer „Projekte“ hat ein Eigenleben, das sie mit viel Leidenschaft und Mühe herausarbeiten und den Gästen auch zeigen wollen. Im Eisenhut gibt es daher an besonderen Stellen Hinweise auf dessen einzigartige Geschichte. Gleich neben dem Eingang weist ein Messingschild auf den Sitzplatz von Paula Pirner hin. Die Grand-Dame des Eisenhuts hat von hier aus die Wünsche der Weltprominenz stets im Blick gehabt.

Unter der Ägide der neuen Eigentümer hat es der Eisenhut auch zu eigenem Wein gebracht: Der „Nachtwächter“, ein Weißwein, wird demnächst von „Big in Japan“, einem Rotwein ergänzt. Diese kleine Feinheit haben Christian und Andreas von Oven in allen Hotels eingeführt. Auf ihrer Golfanlage am Timmendorfer Strand bauen sie seit Neuestem auf 1,5 ha sogar Grauburgunder selbst an.

Ende September 2022 hat der Eisenhut seine Türen geöffnet. Die Hotelleitung hat Michaela Fabriz, ihr Stellvertreter ist Fabian Brade. Christian von Oven ist mit der momentanen Buchungsauslastung zufrieden. Hinter der Hotellegende Eisenhut steht wieder eine Familie mit Herzblut. „Mein Bruder Andreas hat im Eisenhut auch seinen 40. Geburtstag gefeiert“, erzählt Christian von Oven. Die neue Ära kann also beginnen.

am

Christian und Andreas von Oven am Empfang des Hotels: Sie waren schon als Kinder im „Eisenhut“. Fotos: Privat
Ein Drittel der Zimmer sind mittlerweile komplett renoviert und strahlen im modernen Ambiente lässige Gastlichkeit aus. Einige davon haben einen tollen Blick ins Taubertal.

Weitere interessante Beiträge

über Rothenburg ob der Tauber & Umgebung

Ausgabe

Zusätzliche ROTOUR-Beiträge und weitere spannende Informationen finden Sie hier:

Zusätzliche ROTOUR-Beiträge und weitere spannende Informationen finden Sie hier:

Hinterlassen Sie ein Kommentar