Die Zukunft im Fokus
1. September 2024
Die Zukunft im Fokus
Die Firma Wirthwein in Creglingen blickt auf 75 Jahre Erfahrung
Es ist eine Unternehmensgeschichte, die nicht nur von harter Arbeit, sondern auch von Pioniergeist, Risikobereitschaft und mutigen Entscheidungen im richtigen Moment geprägt ist: Die Firma Wirthwein im Creglingen hat sich innerhalb von 75 Jahren aus den Produktionsanfängen im Keller eines Wohnhauses zu einem international agierenden Konzern entwickelt.
Das Jubiläum sollte Mitte Juni mit einem großen Festakt gefeiert werden. Als der Seniorchef Udo Wirthwein unerwartet verstarb, wurde der offizielle Termin abgesagt. „Nur der Familientag für unsere Mitarbeiter fand statt“, sagt Marcus Wirthwein, der seit Jahren an der Spitze des Unternehmens steht und seit Mai auch Aufsichtsratsvorsitzender ist.
Den Fokus schärfen
Der Rückzug seines Vaters war schon geplant, der Wechsel im Vorsitz umgesetzt. Die Trauer ist groß, aber das Familienunternehmen blickt dennoch in die Zukunft und stellt sich neuen Herausforderungen.
„In letzter Zeit wurden viele Veränderungen von außen initiiert“, so Marcus Wirthwein. Die Coronapandemie, gestiegene Energiepreise, die geopolitischen Auswirkungen des Ukrainekriegs, der Wirtschaftskrieg zwischen USA und China und aktuell die Entscheidung der EU, Zölle zu verhängen, haben Auswirkungen auf das Unternehmen. „Von den Zöllen halte ich nichts. Das muss man anders in den Griff bekommen“, so Marcus Wirthwein. Das große Weltgeschehen wirkt in das Creglinger Familienunternehmen hinein. „Wir müssen uns stärker fokussieren“, erklärt er daher.
Wirthwein ist das viertgrößte Unternehmen im Bereich Kunststoffspritzguss in Europa und setzt klare Prioritäten. Die sechs Geschäftsfelder Mobility, Rail Infrastructure, Home Apiliance, New Energy, Medical und Interior Design werden weiter spezialisiert.
Synergieeffekte kommen zum Tragen, denn beispielsweise die Kompetenzen im Bereich Automotive werden als Mobilitätslösungen nicht mehr nur in Autos, sondern auch in Nutzfahrzeugen, E-Bikes oder Schienenfahrzeugen eingesetzt.
Neben einem Kabelkanal, den das Unternehmen als Eigenprodukt für den Bereich Bahn oder auch zum Einsatz in Solarparks bereits entwickelt hat, beschreitet Wirthwein seit 2023 auch im Bereich Medizin mit einer Eigenentwicklung Neuland.
Schon seit 2005 gehört die Medizinschiene zum Unternehmen. Entwickelt wurde nun innerhalb von knapp drei Jahren, was in der Branche extrem schnell ist, ein neues Produkt: das vorfüllbare Spritzensystem „WIM Ject“. Aktuell stellt Wirthwein 15 Millionen Spritzen her. Bis Ende des Jahres soll eine weitere neue Anlage einsatzbereit sein und die Produktion auf 30 Millionen Spritzen für den internationalen Markt ansteigen. Der Einstieg in die Nutzung der Spritzen im kosmetischen Bereich ist bereits vollzogen. „Unser erster Kunde ist ein koreanisches Unternehmen“, erklärt Marcus Wirthwein.
Das Kerngeschäft der Firma Wirthwein ist der Kunststoffspritzguss. Kunststoffe als Hightech-Materialien sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit hochkomplexen Werkzeugen, teilweise in Creglingen hergestellt, werden in Serienproduktion unterschiedlichste Komponenten produziert.
Besondere Herausforderungen sieht Marcus Wirthwein in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung, die besser optimiert werden müssen sowie in einer Steigerung der Effizienz, die den Standort Deutschland allgemein betrifft. Die Bürokratie verlangsamt Prozesse. „Das läuft in anderen Ländern besser“, weiß er. am