Der Alleskönner

Willi Horn ist ein ruhiger Typ. Er macht nicht viele Worte um sein Können, er lässt die Dinge lieber für sich sprechen. Er entwickelt, konstruiert und fertigt in seiner Werkstatt detailgetreue Miniaturen von Traktoren, Schlitten oder Europaletten, weihnachtliche Krippen in gedrechselten Glocken sowie Kerzenständer oder auch eine Nussknackermaschine. Und spätestens beim Blick in die Werkstatt erkennt jeder: Da ist ein Profi am Werk.

Willi Horn ist gelernter Werkzeugmacher und hat 40 Jahre in einer Gipsfabrik als Betriebsschlosser gearbeitet. „Da macht man alles“, erzählt er. Das Handwerk lag in seiner Familie, mehrere seiner Vorfahren waren Zimmerer. Willi Horn hat sein Geschick auch gut brauchen können, denn den elterlichen Hof in Ohrenbach hat er mit eigenen Händen komplett renoviert. Das Geld reichte für das Material, die handwerkliche Arbeit hat er selbst gemacht.

So ist mit den Jahren auch der Maschinenpark in seiner Werkstatt peu à peu gewachsen. Drehbänke, Ständerbohrmaschine, Hobelmaschine, Schweißgeräte und natürlich die CNC-Portalfräsmaschine stehen jederzeit bereit.

Willi Horn kann irgendwie alles. Nicht nur den Hof in Ohrenbach hat er rundum erneuert, sondern auch seinen alten Traktor, einen Fendt aus dem Jahr 1953, komplett zerlegt und restauriert. Er scheut sich nicht vor einer Herausforderung, er greift es einfach an. Schon länger hegte er den Wunsch, Modelle zu bauen. Seit etwa zehn Jahren ist er im Ruhestand und hat nun endlich dafür Zeit. Anfangs hat er Kerzenständer aus Eisen hergestellt, aber das schien ihm als Hobby zu aufwändig. Daher wechselte er zum Werkmaterial Holz.

„Man muss sich halt was einfallen lassen“, erklärt er. Manchmal sucht er im Internet nach Ideen, die er als Modelle nachbauen könnte. Manchmal kommen die Wünsche aus der Familie, wie beispielsweise der maßstabsgetreue Nachbau des Fendt-Traktors.

Willi Horn arbeitet zu Beginn am Computer. In ein Zeichenprogramm hat er sich eingearbeitet und macht damit die nötigen Konstruktionszeichnungen. Für den Traktor sind das etwa 40 Einzelteile. Diese Zeichnungen überträgt er dann an seine Fräsmaschine. Nach dem Fräsen muss jedes Teil geschmirgelt werden, bevor es ans Zusammenkleben geht. Die Teile sind teils sehr klein und in dem ganzen Prozess ist Geduld gefragt. „In der Ruhe liegt die Kraft“, kommentiert er schmunzelnd. Die Minitraktoren, denn Horn stellte gleich mehrere her, waren dann die Tischkarten an der Konfirmation seines Enkels.

Das Portfolio von perfekten Miniaturen, das über die Jahre entstand, ist eine Augenweide. Altbekannte Schlitten, sogenannte „Bogger“, sind sogar mit dem originalen Schriftzug versehen. Eines Tages reizte ihn die Herstellung von Miniatur-Europaletten. Also hat er losgelegt und sogar die kleinen Querstreben mit den Normzeichen per Laser beschriftet. Die Schriftzüge musste er teils selbst zeichnen. „Das dauert, bis man das hinbringt“, so seine Erfahrung. Und was macht man nun mit den kleinen Europaletten? „Die sehen als Blumenuntersetzer sehr schön aus“, erklärt seine Frau.

Im Winter sei er bei der Herstellung der Miniaturen produktiver, merkt Willi Horn an. Er drechselt (auch das kann er) beispielsweise kleine Holzglocken. In deren Innenleben arrangiert er dann Krippenszenen mit Miniatur-Tieren. Ebenso entstehen in seiner Werkstatt filigrane Christbaumanhänger aus Holz, verschiedene Häusermodelle, kleine ländliche Szenerien mit Holzstoß und Baum oder auch nette Osterhasen.

Manchmal macht er auch Kerzenständer, die aus zwei Hälften eines Herzens entstehen, oder überlegt sich eine völlig neue Konstruktion für eine Nussknackermaschine – je nachdem, wie ihn die Muse küsst. Und wenn es ihm mal nicht gefällt, „dann wird das Holz verheizt“, merkt er an.

Das alles ist ein reines Hobby für Willi Horn. Für Veranstaltungen oder Basare in der Gemeinde Ohrenbach gibt er seine Miniaturen, Kerzenständer oder Nussknackermaschinen als Spende. Nur hier kann man etwas von den kleinen Wunderwerken erstehen. am