Den Alltag unterstützen
1. Mai 2023
Den Alltag unterstützen
Der Familienservice Main-Tauber hilft in Notsituationen
Es gibt Momente im Leben, da braucht man Unterstützung. Steht ein Krankenhausaufenthalt oder eine Kur an, wird ein Familienmitglied schwer krank oder braucht eine Frau nach der Entbindung Ruhe, dann tut eine helfende Hand Not. „Viele wissen gar nicht, dass ihnen eine bezahlte Unterstützung zusteht“, ist die Erfahrung von Alisa Lang. Sie ist die Einsatzleiterin beim Familienservice Main-Tauber. Seit 2006 werden vom Standort in Münster bei Creglingen die Familien- und Betriebshelfer zu Einsätzen in die Region entsendet.
Die Familien- und Haushaltshilfe ist eine Tochterfirma des Maschinenrings östlicher Tauberkreis e.V.. Eine Betriebs- und Haushaltshilfe gibt es beim Maschinenring bereits seit 1977. Anfangs halfen sich die Landwirte ganz unkompliziert untereinander. Im Jahr 1980 wurden dann erstmals Männer und Frauen als Helfer hauptberuflich eingestellt. Der Maschinenring wurde über die Jahre sehr bekannt und hilft mittlerweile auch Familien, die nicht Mitglied beim Verein sind.
Offen für alle Familien
„Durch den Strukturwandel kamen immer mehr Anfragen aus dem städtischen Bereich“, erklärt Reiner Müller, Geschäftsführer des Maschinenrings östlicher Tauberkreis. Im Jahr 2006 wurde daher der Familienservice Main-Tauber gegründet. Aktuell sind vier Betriebshelfer, alles ausgebildete Landwirte, und elf Frauen (eine in Mutterschaft) im Einsatz. Alle habe eine qualifizierte Ausbildung: Von der Hauswirtschaftsmeisterin über die staatlich geprüfte ländliche und städtische Hauswirtschafterin bis hin zur Dorfhelferin. Die passende Hilfe im richtigen Moment zu bieten, ist das Anliegen von Alisa Lang und Reiner Müller.
Der Einsatz der Frauen des Familienservice soll ein Stück Normalität in den Familienalltag in einer Ausnahmesituation bringen. Die Leistungen sind daher umfassend und sollen nicht mit reinen Reinigungsarbeiten verwechselt werden. Eine einfühlsame Kinderbetreuung, die Zubereitung von Essen, einkaufen gehen oder die Wäsche für die Familie in Ordnung halten, sind nur ein Teil der vielen Aufgaben. Je nach Ausgangssituation sind die Helferinnen mehrere Wochen in der Familie, einige Stunden am Tag oder auch nur punktuell.
„Etwa 90 Prozent unserer Aufträge erhalten wir über Kranken- bzw. Rentenkassen“, erklärt Reiner Müller. Hier kommt nämlich zum Tragen, was Alisa Lang eingangs erklärt hat: So mancher weiß nicht, dass ihm eine Hilfe zusteht. „Also bei der Kranken- oder Rentenkasse informieren, die Leistung beantragen und einfordern“, rät sie. Wenn eine familiäre Notsituation vorliegt und ein Kind unter 12 bzw. 14 Jahren oder ein behindertes Kind im Haushalt lebt, tragen die Kassen die Kosten. Je nach bewilligtem Umfang unterstützen dann die Helferinnen vom Familienservice. Ähnlich läuft es im landwirtschaftlichen Bereich, denn der Betrieb muss ja weiterlaufen. Die qualifizierten Fachkräfte sind an 365 Tagen im Jahr im Einsatz.
Eine landwirtschaftliche Ausbildung oder eine vergleichbare aus dem „grünen“ Bereich (z.B. Winzer oder Tierwart) sind Voraussetzungen für eine Anstellung beim Familienservice. Seit Oktober 2022 bietet die Familien- und Haushaltshilfe auch Entlastungsleistungen an. Ab Pflegegrad 1 können pflegende Angehörige Angebote zur Unterstützung im Alltag nutzen. Es stehen dafür 125 Euro im Monat von der Pflegekasse zur Verfügung, die in einer Art „Sparbuch-Prinzip“ abgerufen werden können. Auch im Bereich Verhinderungspflege (Pflegestufe 2) sind die Fachkräfte einsatzbereit und übernehmen die Versorgung des zu pflegenden Angehörigen. Die Abrechnung erfolgt direkt mit der Pflegekasse.
Die Nachfrage nach den verschiedenen Leistungen des Familienservice ist groß und Mitarbeiter werden stets gesucht. Um die Qualifikation zu gewährleisten, können Interessierte an der Akademie Maschinenring einen neunmonatigen Onlinekurs (mit zwei Präsenzblöcken) belegen. Danach haben sie den Abschluss zur staatlich anerkannten Hauswirtschafterin. Außerdem werden die Mitarbeiter intern stets weiter geschult und „wir bieten Supervision an“, so Alisa Lang, „denn es gibt auch schwierige Einsätze in der Familien- und Haushaltshilfe.“
Großes Einsatzgebiet
Das Einsatzgebiet der Betriebs- und Haushaltshilfe beschreibt Reiner Müller mit dem Altlandkreis Bad Mergentheim. Die meisten Anfragen kommen aus dem Main-Tauberkreis und den benachbarten Landkreisen. Und auch die Mitarbeiter kommen zu 80 bis 90 Prozent aus dem Ringgebiet. Alisa Lang plant die Einsätze der Frauen und Männer – wenn möglich – natürlich wohnortnah. Unkompliziert und flexibel soll die Hilfe sein, die der Familienservice anbietet. Mit der Erfahrung aus 45 Jahren Unterstützung in Landwirtschaft und Haushalt wissen die Menschen hier, was Familien in einer Ausnahmesituation wirklich hilft.
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