Das Leben ist jetzt
10. März 2025
Das Leben ist jetzt
Anke Leidenberger brennt für PingPongParkinson
Auf ihrem Sweatshirt steht „Glückspilz“, auf ihrem Schlüsselanhänger ebenso. Anke Leidenberger, 40 Jahre alt, hat vor drei Jahren die Diagnose Parkinson erhalten. Das war einerseits ein Schock, andererseits „aber auch eine Erklärung für meine langjährigen Probleme“, erzählt sie.
Nach der Diagnose stehen Betroffene oft allein da. Sie ging zur Physiotherapie, fuhr viel Fahrrad, besuchte eine Selbsthilfegruppe, die ihr aber nicht entsprach. Vor einem Jahr stieß Anke Leidenberger dann auf PingPongParkinson. Und das hat alles verändert.
Anke Leidenberger lebt in Stettberg (bei Geslau). Sie ist Sozialpädagogin und arbeitet seit vielen Jahren im Vitalis Wohnpark Bad Windsheim. Über die Tageszeitung hat sie von der Eröffnung des PingPongParkinson Stützpunkts in Dietersheim erfahren.
Im Oktober 2022 nahm sie erstmals an einem Training teil und war begeistert. Bei ihr selbst äußert sich die Krankheit zwar nicht durch den bekannten Tremor, aber sie hat beobachtet, dass „die Leute zwar zittern, aber wenn sie an der Platte stehen, ist das weg“. Durch die Reflexe der schnellen Bewegungen wird der Körper ausgetrickst.
Stützpunkt in Rothenburg
PingPongParkinson (PPP) wurde 2017 in USA von dem Musiker Nenad Bach gegründet. Selbst an Parkinson erkrankt, bemerkte dieser, dass regelmäßiges Tischtennistraining seine Symptomatik verbesserte. 2019 fand in den USA die erste Weltmeisterschaft im PPP statt, an der auch deutsche Spieler teilnahmen und 2020 den deutschen Verein gründeten. Der Verein hat mittlerweile rund 2 200 Mitglieder und Stützpunkte in ganz Deutschland verteilt.
Seit Anfang Februar gibt es nun einen PingPongParkinson-Stützpunkt in Rothenburg. Stützpunktleiterin ist Doris Audestad. Roland Vogt, Leiter der Tischtennisabteilung des TSV2000 Rothenburg und Trainer, wird das Training begleiten. Gespielt wird immer montags ab 18.30 Uhr.
In Dietersheim, wo Anke Leidenberger trainiert, spielen etwa 20 Betroffene im Alter von 40 bis 75 Jahren und fünf Angehörige Tischtennis. „Alles coole Leute“, sagt sie. Training ist jeden Dienstagnachmittag. Viele Parkinsonerkrankte isolieren sich. „Mit PPP kommen die Leute vom Sofa runter und ihr soziales Leben kommt wieder in Gang“, erklärt sie.
Anke Leidenberger ist eine von wenigen Vereinsmitgliedern, die PPP auf Wettkampfniveau betreibt. Daher hat sie zusätzlich montags ein Mannschaftstraining. Leidenberger liegt im Tischtennis-Ranking weit oben. Sie spielt daher in der Herrenklasse oder mit ihrer Partnerin Nadine Klein im Doppel.
Neue Türen öffnen sich
Im Mai 2023 nahm sie am German Open in Düsseldorf teil. „Das ist dann ‚Parky-Eiland‘“, sagt sie mit Humor. Unter den Teilnehmern herrsche ein unausgesprochenes Verständnis. Jeder kenne die Probleme des anderen und gemeinsam fühle man sich wie eine große Familie. „Das ist phänomenal“, sagt Anke Leidenberger. Aber auch beim Schottland-Open oder der WM in Slowenien hat sie Medaillen geholt. „Die Medaillen sind alle für meinen Sohn“, erklärt die Sportlerin. Sie will für ihn ein Vorbild sein.
Parkinson ist eine Krankheit, die sich nicht aufhalten lässt. Aber Anke Leidenberger hat die Einstellung, dass man den Kopf nicht hängen lassen und keine Zeit vergeuden soll. „Das Leben ist jetzt“, sagt sie mit Nachdruck.
Sie ist immer offen mit ihrer Erkrankung umgegangen. Nach schweren Jahren hat sie mit der Unterstützung ihrer Familie und durch PingPongParkinson wieder neue Lebensenergie gefunden. Sie hat gelernt, dass es immer weiter geht. „PPP hat mir so viele Türen geöffnet und mein Leben bereichert“, so ihre Erfahrung. Dieses Wissen möchte sie gerne weiter in die Welt tragen und hat so auch die Neugründung des Rothenburger Stützpunkts initiiert. am

Anke Leidenberger hat Parkinson. Tischtennis zu spielen, vermindert nicht nur ihre Symptome, sondern hat ihr Leben verändert. Foto: May
