Besonderes aus Leder

8. November 2023

Besonderes aus Leder

Claudia Gadient liebt die kunstvolle Gestaltung von Rindsleder

Immer der Nase nach ging es bei Claudia Gadient, die in ihrem Atelier für Lederkunst „Archeria“ in Schön bei Creglingen Ausgefallenes aus Rindsleder fertigt.

Die gebürtige Schweizerin ist ländlich aufgewachsen und liebt den Duft von Wiesen und Wäldern. Ihr Großvater war passionierter Jäger und arbeitete als Grafiker und Dekorateur in einer der ältesten Schuhfabriken bei der Firma Bally (Schweiz 1851). Daher also stammt die künstlerische Ader von Claudia Gadient, die ihren Großvater oft in die Schuhfabrik begleiten durfte. „Da roch es immer so gut nach Leder und Farbe“, erinnert sie sich.

Das war wohl auch der Grund, warum sie sich als Malerin und Gestalterin von Internetauftritten ausbilden ließ. Als Mutter dreier Söhne hatte sie später Zeit, ihren Faible als Bogenschützin auszuleben. Einen schönen Köcher für ihre Pfeile wollte sie gerne. Er sollte aus Leder sein, weil es doch so gut riecht.

Über Tutorials und über Gruppen von Lederkünstlern auf Facebook kam sie an Ideen, um ihren Wunsch in die Tat umzusetzen. Sie besorgte sich Rindsleder, passendes Werkzeug und erarbeitete sich ihren Köcher.

„Ich wollte mehr lernen, aber nur von den Besten der Lederkunst“, erzählt sie und entschied sich dafür, erst einmal Englisch zu lernen, um in den Kursen auch möglichst alles verstehen zu können. Denn meist waren die Fortbildungen nicht in Deutschland.

Über einen Lederkünstlertreff in Frankreich kam Claudia Gadient zu einem Kurs, bei dem sie einen plastisch hervorgehobenen, alten Baum auf Leder prägen lernte. Dabei ist sie hängen geblieben und lebt jetzt für ihr Atelier in einem ehemaligen Gasthaus in Schön. In den hellen Räumen hängen Lederrohlinge, Schuhmacherwerkzeuge und große Garnrollen.

Eine Ledernähmaschine, auf Flohmärkten erstandene mechanische Pressen, um Nieten, Ösen oder Magnetverschlüsse an Gürteln oder Schlüsselanhängern anzubringen, gehören zum Inventar.

Alte Gestaltungstechnik

Anfangs stellte sie nur geometrische Dinge wie Zigarettenetuis oder Handyhüllen her. Heute fertigt sie Ohrringe, Gürtel, Handtaschen, Jagdschein-Etuis mit authentisch wirkenden Wald- und Tiermotiven, Haarspangen, Armreife, Ketten mit Schmucksteinen oder sogar Porträts von geliebten Haustieren an. Auch Bucheinbände, künstlerisch gestaltet, stehen auf ihrer Angebotsliste. Vorzugsweise wird pflanzlich gegerbtes Rindsleder eingesetzt, da dieses Material die notwendige Stabilität zur Bearbeitung aufweist. „Das beste Rindsleder beziehe ich aus Frankreich und Italien“, erzählt die Künstlerin.

Soll ein Tierporträt entstehen, so paust die Künstlerin die Konturen von einem Bild ab. Im Scanner wird das Motiv auf Originalgröße verkleinert und auf das mit einem Schwamm angefeuchtete Leder mit sogenannten Punzen (Stempeln) übertragen. Das Punzieren ist eine alte Herstellungstechnik, die zur Dekoration von Lederartikeln eingesetzt wird. Muster von Federn, Fell oder Blätter an Bäumen werden mit in Formen gegossenen Metallstempeln wie z. B. bei Monogrammen oder Wappen in das Leder mit einem Rohhauthammer eingeprägt. Die fertigen Motive ragen plastisch heraus. Claudia Gadient arbeitet mit mehr als 250 Punzen. Eine lebensechte Einfärbung erhalten die Bildnisse mit wasserlöslicher Acrylfarbe oder mit Spiritus verdünnter Farbe.

Ein Besuch in der Werkstatt oder im Internet unter: www. archeria.com lohnt sich. ul

Claudia Gadient gestaltete ihren ersten Köcher aus Leder. Seither ist sie zu einer versierten Lederkünstlerin der besonderen Art geworden: Jagdscheinetuis, Köcher für Bogenschützen oder Porträts vom geliebten Vierbeiner. Foto: ul
Mit Metallstempeln erhält das Entenmotiv sein naturgetreues Feder­kleid. Foto: ul

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