Altfränkische Musik
11. November 2024
Altfränkische Musik
Bad Windsheimer Sänger präsentieren alte Schätze
Volksmusik ist nicht gleich Volksmusik. Tatsächlich gibt es hierzulande ein sehr ambivalentes Verhältnis zu heimatlichen Klängen. So manch einer versteht unter Volksmusik Lieder, wie sie jeden Samstag im Musikantenstadl millionenfach in deutsche Wohnzimmer schallt. Es gibt aber auch die alten Volkslieder, die von Freud und Leid und aus dem Alltagsleben erzählen.
Die Bad Windsheimer Sänger und Spielleut (BWS) lassen speziell das alte fränkische Liedgut durch ihre Auftritte lebendig werden und erhalten es für nachfolgende Generationen. Ihr Repertoire (150 Lieder) besteht unter anderem aus historischen Liedern der Volksliedsammler Albrecht Brosch aus Böhmen, der von 1945 bis zu seinem Tode im Jahr 1970 in Bad Windsheim wohnte, sowie Franz Wilhelm von Ditfurth (1801 bis 1880), der als Dichter, Schriftsteller und Liedsammler Volk-, Kriegs,- und geistliche Lieder suchte.
„Solche Liedsammler gingen zu Hirten, Handwerkern oder Bauern und ließen sich Heimatlieder vorsingen und schrieben sie auf“, erklärt Jürgen Müller, der bereits seit 20 Jahren in der Sängergruppe aktiv ist. Gegründet wurden die Bad Windsheimer Sänger (später„und Spielleut“) im Jahre 1960. Wobei der Grundstein während der Illesheimer Kirchweih (Oktober 1959) durch das Singen von „Kirwelidla“ gelegt wurde. Der spätere Bad Windsheimer Bürgermeister, Bernhard Bickert und Georg Förster mit seiner feinen Tenorstimme waren die Urheber.
Mit insgesamt vier Sängern wurden sie zu Pionieren der ersten Stunde, was die Pflege der fränkischen Volksmusik angeht. Mit dabei war damals auch Hans Ströer, Musiklehrer am Steller-Gymnasium, der zahlreiche vierstimmige Liedsätze geschrieben hat.
Im Jahre 1970 wurden dann aus den „Bad Windsheimer Sängern“ auch „Spielleut“, denn – initiiert von Dr. Horst Steinmetz, selbst Mitglied der Gruppe und späterer Leiter der „Forschungsstelle für fränkische Volksmusik“ – ergänzten nun auch historische Instrumente wie Krummhörner, Pommer, Sackpfeife und Trommel, Hirtenhorn und Birkenblatt für die „Alte Musik“. Aber auch Instrumente wie Akkordeon, Gitarre, Flöten und Blechblasinstrumente werden bei den Liedvorträgen gespielt. Die mittelalterliche Sackpfeife wurde übrigens erstmals von Sebastian Virdung im Jahr 1511 und Martin Agricola im Jahr 1529 erwähnt. Das Wort Dudelsack hörte man im Jahr 1642 zum ersten mal. Die Instrumente werden mit unterschiedlichen Griffarten gespielt.
Weg zum Bad Windsheimer Sänger
Alle vier Mitglieder der Sänger- und Spielleut haben keine spezielle Ausbildung, um historische Volksmusik singen zu können. Klaus Krämer (1. Tenor) war beim Musikverein 1839 Lenkersheim, Jürgen Müller (2. Tenor) sang im Schulchor und im Windshemia-Chor, Hannes Hauptmann (1. Bass) sang ebenfalls im Schulchor des Reichsstadt-Gymnasiums, spielt in der Rothenburger Stadtpfeifferey und leitet den Johannis-Chor in Burgbernheim. „Das Spiel auf historischen Instrumenten bringen wir uns nur durch Ausprobieren selber bei, bis es so klingt, wie wir es wollen“, erklärt Hauptmann.
Die „Bad Windsheimer Sänger und Spielleut“ haben die fränkische Volksmusikszene mit überlieferter, fränkischer Volksmusik in konzertanter Form in den vergangenen 65 Jahren mit rund 1.000 Auftritten entscheidend mit geprägt. Auch geistliches Liedgut, alte Passionslieder (Passionsspiel Fränkisches Freilandmuseum) und überlieferte adventliche und weihnachtliche Weisen haben Einzug in das breite Repertoire der Gruppe gehalten.
Ein besonders stimmungsvoller Auftritt ist die alljährliche Lesung der „Fränkischen Weihnacht“ nach dem Lukas-Evangelium mit Versen des früheren Nürnberger Mundartdichters Hans Mehl.
Sie wird mit dreizehn altfränkischen Adents- und Weihnachtsliedern zwischen zwölf Textabschnitten vorgetragen. In diesem Jahr kann man in die historischen Klänge der „Fränkischen Weihnacht“ am 8. Dezember, um 17.30 Uhr, in der Spitalkirche Bad Windsheim, am 21. Dezember, um 18 Uhr, in der Kirche St. Johannis Burgbernheim, am 5. Januar, um 10 Uhr, im Rahmen des Gottesdienstes in Steinach a.d. Ens und am 6. Januar, um 13.30 Uhr und 15 Uhr, in der Mühle Unterschlauersbach im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim eintauchen.
Zwei CDs – die „Fränkische Weihnacht“ und „Ja wir wollen vergnügt sein“ – sind nach jedem Auftritt für je 10 Euro erhältlich. ul