Aus Alt wird Neu

1. September 2024

Aus Alt wird Neu

Restaurierung von Oldtimern

„Man muss sich überall auskennen“, sagt Rene Stoltze. Metall, Holz, Farbe, Glas oder Stoff, alles hat er im Blick, wenn er aus einem alten Auto wieder ein neues macht. Die Marke spielt dabei keine Rolle: Ob VW, Opel, Plymouth oder ein Feuerwehrauto, alles ist schon durch seine Hände gewandert. „Ich brauche die Abwechslung“, so der Unternehmer, der seine Werkstatt am Schafhof in Neusitz hat.

Dass er „irgendwas mit Autos“ machen werde, wusste er schon als Kind. Stoltze ist in Magdeburg aufgewachsen. Eines Tages brachte sein Onkel begeistert einen alten DKW F8 aus den 40er-Jahren an. „Zu DDR-Zeiten war das noch ein tolles Auto“, erklärt er schmunzelnd, „als Kind habe ich aber schon gesehen, wie viel da kaputt war.“ Für ihn war klar, so etwas wird er mal reparieren.

Im Jahr 1988 begann er eine Ausbildung zum Fahrzeugsattler. „In Magdeburg gab es zwei Planstellen. Eine davon habe ich bekommen“, sagt er. Im ersten Ausbildungsjahr, im Sozialismus, kümmerte er sich um Autos, die in der Sowjetunion hergestellt wurden, und um Militärfahrzeuge. Im zweiten Ausbildungsjahr, nach dem Mauerfall, wurde die Firma dann zur Adam Opel AG. „Ich habe da viel erlebt“, so sein Credo.

In der damaligen Übergangszeit war Arbeit im Raum Magdeburg rar, also machte er sich per Anhalter auf in Richtung Allgäu. In Wendelstein strandete er – und ist geblieben. Bei einer Autofirma hat er eine Lehre zum Karosserie- und Fahrzeugbauer mit Fachrichtung Lkw und Spezialfahrzeuge gemacht.

Der Job war hart. Daher wechselte er 1999 in die Richtung Oldtimer. Er hat bei Unternehmen in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich Erfahrungen gesammelt, bis er 2005 in Nürnberg sein eigenes Unternehmen zur Oldtimer-Restaurierung eröffnete. Als ihm 2021 der Pachtvertrag gekündigt wurde, siedelte er in die Halle in Neusitz über, die er schon zuvor als Lagerfläche genutzt hat. „Die Halle war voller Autos und ich musste mich hier erst einmal sortieren“, so Stoltze.

Immer neue Herausforderungen

Mit sieben Hebebühnen sowie genügend Platz für Maschinen und Lager ist er nun bestens gerüstet. In der Regel arbeiten er und sein Mitarbeiter Sergiy Mitzonov an mehreren Autos gleichzeitig, denn eine Oldtimer-Restauration durchläuft einige Phasen und ist zeitaufwändig. Stoltze bietet Vollrestaurationen mit Schwerpunkt auf dem klassischen Karosseriebau an. Sein Unternehmen ist dabei Spezialist für Zinnarbeiten, auch großflächige.

Die Oldtimer kommen in unterschiedlichem Zustand in seine Halle. „Wir dokumentieren dann alles und beginnen, das Auto zu zerlegen“, so der Unternehmer. Ist eine Vollrestauration gewünscht, wird jede Schraube, jedes noch so kleine Detail angefasst. Am Ende bleibt die Rohkarosserie übrig. Bei diversen Arbeiten, wie beispielsweise der KTL-Beschichtung, arbeitet Stoltze mit anderen Unternehmen zusammen. Ist die Karosserie dann zurück in Neusitz, beginnt die Detailarbeit. Der Oldtimer wird von Grund auf neu aufgebaut, schadhafte Stellen geschweißt oder mit Zinn ausgebessert. Dabei wird so viel wie möglich von der alten Substanz erhalten. Auch bei den Chromarbeiten macht Rene Stoltze keine Kompromisse. „Da darf keine Pore oder Welle zu sehen sein“, erklärt er.
Wichtig ist für ihn ein großes Lager. Dazu gehört auch 45 Jahre altes Eschenholz, denn so manches Karosserieteil ist aus Holz, das mit Blech vernagelt wird. Und auch beim Maschinenpark kommt ihm seine Erfahrung zugute. Die meisten Maschinen hat er an die individuellen Anforderungen im Bereich der Restaurierung angepasst. Ein ganzer Werkstattwagen ist nur mit Hämmern bestückt.

Neben der Vollrestauration bietet er aber auch Reparaturen oder Detailarbeiten an. Auf einem Arbeitstisch liegen die Flügelhauben eines Auburn. „Ursprünglich wurden diese aus Kunststoff gefertigt“, erklärt Stoltze. Nun hat er den Auftrag, die Motorhaube aus Metall zu bauen. Fast fertig ist dagegen der blaue Opel Manta B (Baujahr 1978). Der war zur Vollrestauration da. Über mehrere Jahre hat Stoltze immer wieder daran gearbeitet.

Daneben steht ein Plymouth Special Deluxe aus dem Jahr 1941. Hier reinigt und konserviert er den Unterboden und fertigt eine neue Auspuffanlage. Auf der Hebebühne wird gerade ein VW Käfer 1303, Baujahr 1973, hergerichtet. Schadhafte Stellen werden ausgebessert oder mechanische Teile überholt und erneuert. Danach geht er zur Lackierung. Die Herausforderungen des Handwerks und das Tüfteln reizen Rene Stoltze.

Er hat schon Oldtimer-Ausfahrten mit seinem Werkstattauto begleitet oder ist selbst mit seiner Familie im umgebauten roten Feuerwehrauto in den Urlaub oder zu Oldtimertreffen gefahren. In der Szene kennt man sich und seine Kunden kommen aus Zürich, von der Ostsee oder auch aus der Region. am

Rene Stoltze prüft die letzten Arbeiten an einem Opel Manta B (Baujahr 1978), der eine Vollrestauration erhalten hat. „Das Auto ist jetzt besser als damals im Neuzustand“, sagt er. Foto: am
Mitarbeiter Sergiy Mitzonov glättet mit einem Zinnhobel die Ausbesserungen an der Karosserie eines Opel Kadett B, Baujahr 1969. Foto: am

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